Es sind Bilder wie ein All-You-Can-Eat-Buffet, die Ida Ekblad aktuell bei Karma International zeigt. Es hat von allem zu viel: zu viel Farbe, zu viel Material, zu viele Formen. Alles passiert gleichzeitig. Einer weniger geübten Malerin, einem weniger versierten Künstler, würde das alles entgleiten. Nicht Ida. Mit der ihr eigenen Coolness bringt sie das Ausufernde zusammen und schafft so etwas wie eine überschaubare Ordnung. Sie beherrscht das Bild auch dann noch, wenn Walnussöl die fast trockenen Leinwände herab rinnt und eigenwillige Spuren auf die Oberfläche zieht.
2019 stellte Ida Ekblad an der Kunsthalle Zürich aus (wo ich an der Ausstellungsproduktion beteiligt war). Sie malte zu dieser Zeit bevorzugt mit Puffy Paint, einer Farbe, die sich beim Austrocknen aufbläht und die flache Malerei in ein dreidimensionales Relief verwandelt. Ein Medium so einzusetzen, wie es auf gar keinen Fall vorgesehen war, ist Ida Ekblads Spezialität. Das funktioniert nicht immer, aber wenn es – mit genügend Hartnäckigkeit und professioneller technischer Unterstützung – gelingt, lässt einen das Resultat leer schlucken. Da ist jemand, der sich an keine Regeln hält und sich um keine Normen schert. Ja, vielleicht ist es so etwas wie Anarchie, bestimmt aber Alchemie.
Die nun gezeigten Bilder sind klassisch mit Ölfarbe gemalt; den Effekt der Dreidimensionalität hat Ida aber durch eine extrem pastose Malweise beibehalten. Massen von Farbschichten türmen sich zentimeterhoch auf, die Gestik des Farbauftrags bringt Bewegung ins Bild. King of the Cave, 2022, zeigt entsprechende Flächen in Blau- und Violetttönen. Und mittendrin, eher zur linken Seite, ist einfach so ein Stück der unbehandelten Leinwand zu sehen. Eine kalkulierte Auslassung, eine gewollte Irregularität, die der Komposition keinen Abbruch tut – und doch erstaunt.
Es seien Bilder der Dämmerung, so die Aussage von Ida Ekblad im Saaltext. Malerei schafft hier nicht Raum, sondern Zeit. Die mit Autolack gestrichenen Holzrahmen glänzen alle changierend mitternachtsblau und meergrün und bilden eine Klammer für die sechs Bilder in der Ausstellung. Die Malereien selbst stehen allein und sind in Komposition und Farbpalette eigenständig (wobei kühle Tonalitäten in Blau und Rot vorrangig Verwendung finden).
Ein Naturgesetz besagt, dass man auch in Zürich das Tafelsilber rausholt, wenn in Basel die Tische für das Messepublikum gedeckt werden. Keine Überraschung also, dass die Ausstellung von Ida Ekblad gerade jetzt eröffnet wird. Trotz heisser Konkurrenz: Ida Ekblad macht kurz mal klar, wer hier King ist.
Ida Ekblad, Flyable, Rideable, Karma International, Weststrasse 75, Zürich, 10. Juni–16. Juli 2022