Nur schon die 32 Bleistift- und Tintenzeichnungen lohnen den Besuch. Sie stammen von Luchita Hurtado, 1920 in Venezuela geboren und heute in Kalifornien lebend. In den letzten 80 Jahren wurden ihre Arbeiten selten ausgestellt. Hurtado hat das «ganze» Jahrhundert kennengelernt, Man Ray, Frida Kahlo, Isamu Noguchi, Marcel Duchamp, Willhelm de Kooning, Judy Chicago, Mark Rothko und viele mehr. «Just Down the Street», die elegante Ausstellung bei Hauser & Wirth, vereinigt nun eine Auswahl ihrer Arbeiten aus den 1960er Jahren. Diese erinnern an Vokabulare und Stile, wie wir sie aus der Geschichte kennen und doch sind sie anders, etwas unpassend. Es gibt in diesem Werk eine Vorstellung fürs Flüchtige, fürs Experiment, für Farben, Linien, Perspektiven auf Körper, Landschaft und Mystik, wie das sonst eher nicht zu sehen ist. All das bringt unsere Vorstellungen und den Kanon ins Schlingern. Wo wäre dieses Werk in einem Kunstmuseum zuhause? Dafür müsste einiges umgehängt werden oder im Keller verschwinden, das tut es ja gerade, oder bald, einmal ums Andere. «Just Down the Street» gibt somit viel her, viel Kunst und Denken übers Denken über Kunst. Bleibt zu hoffen, dass es nur der Auftakt ist für mehr davon an an der Limmatstrasse 270.
Luchita Hurtado: Just Down the Street, Hauser & Wirth, Zürich
11. Mai–31. Juli 2020
Bilder: Luchita Hurtado, Untitled, ca. 1960s, Graphite and crayon on paper; Installationsansichten, Luchita Hurtado: Just Down the Street, Hauser & Wirth, Zürich, Fotos: Jon Etter