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Churchgoerin Brigitte: «Ist das Kirche oder Kunst oder was anderes?» - Akademie - Kunsthalle Zürich
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Churchgoerin Brigitte: «Ist das Kirche oder Kunst oder was anderes?»

Bei Churchgoerin und Pfarerin der Johanneskirche, Brigitte Becker, hat sich noch kein «Kirchengefühl» in The Church entwickelt. An was das wohl liegen mag? Lesen Sie ihren ersten Erfahrungsbericht...

Ich kenn mich aus mit Kirchen. Glaube ich zumindest. Seit 20 Jahren bin ich irgendwie hier und da und verschieden aber immer Pfarrerin. In vielen Kirchen schon daheim gewesen.
Schon als ich zum ersten Mal von The Church hörte, war ich darum neugierig und ziemlich skeptisch zugleich.
Mmm, das Museum macht jetzt Kirche, was das wohl wird? Vorsichtig mich umschauend in den mir vertrauten Räumen «meiner Kirche», der Johanneskirche, konnte ich es mir vor der Ausstellung nicht, überhaupt nicht vorstellen, wie das werden könnte.

Dann die erste Begegnung. Ich sage es lieber gleich: es hat mir dort gefallen. Silberne Stühle, kühles Licht, grosse weisse und schwarze Flächen. Warm. Eine grosse Bilderwelt vor dem Fenster.
Seither war ich schon ein paar Mal da.
Allerdings:
«Kirchengefühl» hat sich noch nicht eingestellt.
Was das wohl ist, frage ich mich seither. Ob ich mich nur dann wie «in der Kirche» fühle, wenn der Raum, in dem ich bin, schon lange Kirche ist? Kann ja kaum sein, denn was ist «lange»?

Kennen Sie «Kirchengefühle» und wann sind die bei Ihnen angeklungen?

Bei einer Führung, die wir machten, von der Johanneskirche zu The Church, um beide Räume zu vergleichen, beide Atmosphären zu erfassen, haben noch andere ihre Mühe gehabt. Schön da, aber irgendwie doch nicht genug Geschichte auf dem Buckel, um auch zu den christlichen Gotteshäusern zu zählen, oder?
Mal abgesehen von der Frage, ob Rob Pruitt das überhaupt so verstanden hat – mir gefällt die Mühe, die mir dieser Raum als Christin macht.
Denn er verlangt mir ja erst einmal ab, ihm zu glauben, dass er eine Church sein will, ist, einfach durch die Setzung.
Das Diffuse, noch Ungefühlte gehört dazu. Kein Kreuz, kein einzelner Heiliger, kein Buch, keine Orgel, kein heiliger Bereich, kein Altar, keine Ausrichtung in eine heilige Richtung. Stattdessen – Bilder ohne Bild und eine Vielzahl von Darstellungen von Religiösem auf dem Vorhang.

«Wie die Kirchenmalerei früher, die etwas erklären wollte für die, die nicht lesen können», deutet das eine Gemeindefrau bei der Führung.
Und ich sehe, was ich noch nicht richtig lesen kann: vergöttlichte Menschen, Klagemauer und Tempel, Donald Duck und Donald Trump und so viel mehr. Religiöse Bilder in der Vielzahl. Sie verschwimmen mir fast. Sie erschlagen mich beinahe. Sie sind ein riesiges Bilderbuch voller Andeutungen und Geschichten. Alles gleichwertig, alles da, ein Kaleidoskop. Verwirrend und durchlässig für das Licht. Verschwimmend und präsent. So, als wäre das Religiöse eine Spur vielfältiger Bilder und Eindrücke. Und ich frage mich natürlich:

Fühlt sich «Kirche» in Zukunft so an? Oder geht das zu weit? Noch habe ich darauf keine Antwort.