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Theater der Überforderung

21.02.–17.05.2015

Voraussichtlich am 14. April 2015 eröffnet die Zürcher Regisseurin Barbara Weber ihr Vierspartenhaus „Theater der Überforderung“ in der Kunsthalle Zürich. Dieses irrlichterne Projekt interessiert sich für das Werk des japanischen Dramatikers, Dichters, Fotografen und Filmemachers Shuji Terayama (1935 – 1983).

Aufführungen: 17., 24. & 30. April, 08. & 13. Mai, jeweils 18:00 Uhr.

Wie andere in den 1970iger Jahren des letzten Jahrhunderts entschied sich Terayama für Wege jenseits etablierter Vorstellungen und forderte dazu auf, das Leben, die Kunst und das Theater als Einheit zu denken. So behauptete er beispielsweise, dass man aus Boxkampf und Pferderennen mehr lernen könne als in Schule und Studium, was er mit Filmen wie Werft die Bücher weg und gehen wir auf die Strasse!“ (書を捨てよ、町へ出よう) unterstrich. 1967 gründete Terayama die Theatertruppe Tenjo Sajki (天井桟敷), mit der er kontroverse Themen wie Inzest oder Polysexualität unverblümt aufgriff.

Über das Scheitern der Gesellschaftsvorschläge der 1968er hinweg beharrte Terayama auf grenzüberschreitend-kritischem Handeln. Dabei zeichnete er sich aber durch eine undogmatische Haltung aus. In seinen Fiebertraum ähnlichen Geschichten vermischten sich Fakt und Fantasien. Damit gab er inneren Konflikten ebenso Raum wie scheinbar unüberwindbaren Gegensätzen durch Montage, Färbung und sinnentleertes Zitat, ohne sie aufzulösen oder beliebig zu werden. Um Wandelbarkeit und Eigenwilligkeit wie Beeinflussbarkeit der Menschen in ihrem Zusammenspiel vorzuführen, schreckten das (Laien-)Ensemble und auch er vor Kitsch, Camp und Porno nicht zurück. Im seriellen Bruch von Normen und Konventionen entstand so ein schillerndes Werk, das Zeit und Gesellschaft wie in einem zerbrochenen Spiegel reflektierte, – manchmal surreal, dann teilnahmslos, dann wieder leidenschaftlich oder lachend.

Terayamas Werk ist in Europa kaum bekannt. Wir führen es in einem ersten Schritt über einen Film und Texte ein. Dabei wunderten wir uns, was damit heute anzufangen sei: Lässt es sich als eine Art Anleitung aufgreifen? Unter der Regie von Barbara Weber beschlossen wir, aus diesem fragenden Abtasten, unserem Be- und Widersprechen ein Theater zu machen. Dieses startet spätestens am 14. April und dauert bis zum 17. Mai 2015. Geprobt wird täglich, immer öffentlich und während der Öffnungszeiten von 11 bis 18 Uhr. Diskussionen, Vorträge und Aufführungen kündigen wir über unsere Website an. Premieren finden an Freitagen statt (24. April; 8. Mai; 15. Mai) sowie am Donnerstag den 30. April 2015. Dabei mögen das Theater, die Ausstellung, die Kostüme, das Bühnenbild und die Bar ihre Rollen tauschen. Oder die Schauspielerinnen und Schauspieler sich über die Künstlerinnen und Künstler lustig machen. Oder Künstler/innen werden zu Schauspieler/innen – alles mit ungewissem Ausgang. Am Ort kann sich zeigen wie die Dinge von Moment zu Moment zusammen kommen – oder nicht. Unter der Beteiligung von Michael Gempart, Denise Hasler, Carl Hegemann, Matthew Lutz-Kinoy, Tobias Madison, Franz-Xaver Mayr, Fabian Müller, Madlaina Peer, Gabrielle Schaad, Elia Schwaller, Jan Vorisek und Barbara Weber.

Presseinformationen

Für Bildanfragen, Informationen zum Ausstellungsprogramm und Interviews kontaktieren Sie bitte Aoife Rosenmeyer: presse [​at​] kunsthallezurich.ch oder +41 (0)44 272 15 15
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So 22.03.
14:00–15:00
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April
Mai
So 17.05.
14:00–15:00
Guided Tour