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Bekanntmachungen

20 Jahre Studiengang Bildende Kunst SBK der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich HGKZ

12.11.2005–08.01.2006

1985 wurde an der damals noch Schule für Gestaltung genannten Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich HGKZ der erste Studiengang für "freie" bildende Kunst eingerichtet. Der Studiengang Bildende Kunst SBK hatte zum Anliegen, eine Ausbildung anzubieten, die sich sowohl von den nahe an der Gestaltung orientierten Ausbildungs- gängen der Hochschule als auch von der traditionellen Akademieausbildung unterscheidet und den Bedingungen des zeitgenössischen Kunstschaffens Rechnung tragen kann. Der Studiengang wurde grundlegend auf eine medienübergreifende Ausbildung angelegt; die Theorie und damit die für Künstlerinnen und Künstler heute besonders wichtige intellektuelle Ausbildung spielt eine zentrale Rolle; projekt-orientiertes Arbeiten und der Austausch mit einem internationalen Gastdozententeam ergänzen die individuelle und institutionell gebundene Zeit, die der Ausbildung zum Künstler, zur Künstlerin gelten soll.

In engster Kooperation mit den Lehrenden und Studierenden des Studiengangs Bildende Kunst realisiert die Kunsthalle Zürich nun ein Ausstellungsprojekt, das zwar anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des SBK stattfindet, aber vor allem dem Studiengang für Bildende Kunst und seinen spezifischen Qualitäten und Vorgehensweisen eine Plattform verleihen möchte. Seit 1985 haben 96 Künstlerinnen und Künstler die Ausbildung abgeschlossen. Von diesen zählen zahlreiche zu den die lokale, nationale und internationale Szene entscheidend mitgestaltenden Künstlerinnen und Künstlern. Ziel unseres Projektes ist es aber gerade nicht, eine Leistungsschau der Absolventen zu präsentieren, sondern der Frage nach zu gehen, wie Lehre funktioniert, was sie für die Studierenden und die diplomierten Künstlerinnen und Künstler bedeutet – und vor allem, wie der sogenannte Freiraum des Studiums sich zum Kunstbetrieb und insbesondere zur Repräsentation von Kunst in einer Ausstellungsinstitution verhält. Wir möchten die Schnittstellen zwischen Prozess und Repräsentation, Lehre und Selektion, Privatheit des Studios und Veröffentlichung in einer Ausstellung, die Diskurse von Ausbildung und Kuratierung als Zwischenräume, als temporäre und auch konstruktive Felder des Konflikts erfahrbar machen. Kann man Kunst lehren? Wie findet der Übergang in den Kunstbetrieb statt? Was bedeuten Selektion und kritischer Diskurs in der Ausbildung? Was bedeuten Selektion und kritischer Diskurs im Ausstellungskontext? Wie kann man Diskurse aus dem einen in den anderen Bereich übertragen? Und wie kann man sie für ein öffentliches Publikum aktivieren und eventuell damit sogar den Umgang mit dem Medium Ausstellung verändern?

Für das Ausstellungsprojekt «Bekanntmachungen» haben wir deshalb nicht eine institutionell kuratierte Ausstellung oder die Verlagerung der Akademie in den Kunstkontext als homogene und Gegensätze formulierende Form gewählt, sondern wir bringen eine komplexe Vielfalt von unterschiedlichen Ausstellungsmodellen und Präsentationsgefässen, die zeitlich parallel wie auch überlagernd stattfinden, zusammen mit ebenso vielen Versionen des Diskurses und der öffentlich gemachten Fragestellungen an Kunst, Ausbildung und Ausstellung. Es soll ein permanent brummender Organismus entstehen, der die Systeme Ausbildung und institutionelle Repräsentation von Kunst immer wieder in einen konstruktiven Konflikt versetzt und eine Annäherung an die oben gestellten Fragen ermöglichen soll.

Im Foyer der Kunsthalle ist ein Archiv eingerichtet, in dem die wechselnden Ausstellungen, Veranstaltungen und Aktionen laufend dokumentiert und über Audio- und Videostationen zugänglich gemacht werden. Dort gibt die Internetseite SBK-Online auch umfassenden Einblick in das Archiv des SBK.

In drei unterschiedlichen Ausstellungsformen verändern sich die Präsentationen im wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Wechsel: Für die künstlerkuratierte Ausstellung «Der Strich (Teil I-IV)» haben wir drei ehemalige Studierende eingeladen, ein Konzept für die weiteren Einladungen von je drei ehemaligen Studierenden zu entwickeln. Es entsteht im viermaligen Wechsel eine akkumulative Ausstellung, die unter Ein- oder Ausschluss vorhergehender Arbeiten entlang einer immer wieder neu gezogenen imaginären Grenzlinie, dem “Strich”, sich den Raum aneignet. Für die «Themenausstellungen» wurden von den Dozierenden der SBK vier Kuratorinnen und Kuratoren eingeladen, die, ausgehend vom Werk der inzwischen 96 diplomierten Künstlerinnen und Künstlern des SBK, Schwerpunkte aus der künstlerischen Produktion der letzten Jahre herausgefiltert haben. Im Raum «Bilderstreit» werden acht Einzelausstellungen mit acht Einzelwerken von Studierenden und Absolventen der SBK kuratiert, die jeweils in einem öffentlichen Gespräch mit zwei Kritikerinnen und Kritikern und den Ausstellenden, moderiert von der Kunsthalle, diskutiert werden.

Im freibleibenden grossen Ausstellungsraum der Kunsthalle finden während der achtwöchigen Dauer der Ausstellung unter dem Begriff der «Arena» im annährend täglichen Wechsel Symposien, Tagungen, Performances, Videopräsentationen und Events statt.

«No Credits.», das kostenlose Themenheft der Seminargruppe "Kunst und Geld" mit Beiträgen zur Thematik Kunstausbildung, ist ebenso während der gesamten Ausstellungszeit vorhanden, wie der von den Studierenden eingerichtete «Museumsshop» oder die permanente photographische «Dokumentation» der Ausstellung durch sechs ehemalige Studierende und die wöchentliche Information eines Dozenten über die Ausbildung des Studienganges. Aber auch Ortswechsel finden statt: Veranstaltungen der SBK werden in die Räume der Kunsthalle verlegt, die so zur temporären Akademie wird, und Veranstaltungen in den Räumen der SBK sind fester Bestandteil des Ausstellungsprojektes und damit dieses Themen, Räume und Dauer varierenden Ausstellungsprogramms.

Die Kunsthalle Zürich dankt:

Präsidialdepartement der Stadt Zürich

Luma Stiftung

Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft

Unser Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm wird ganzjährig unterstützt durch Swiss Re.