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Seth Price

02.06.–17.08.2008

In seiner Ausstellung in der Kunsthalle Zürich zeigt Seth Price (geboren 1973, lebt und arbeitet in New York) neue Arbeiten zusammen mit Arbeiten der letzten Jahre in einer speziell für die Räume der Kunsthalle Zürich entwickelten Installation. Die Werke reichen von Plastikreliefs, die im Verpackungs-Tiefzugverfahren hergestellt wurden, über knittrig gefaltete Polyesterfilme, die mit Videostills bedruckt sind, zu seinen neuesten Silhouettenkompositionen. Diese beruhen auf Internetbildern menschlicher Interaktionen, die Price in niedriger Qualität aus dem Internet herunter lädt und sie als Negativformen aus einem Verbundmaterial aus Holzfurnier und Acrylglas fräsen lässt. Das Material ist ein Fabrikationsstoff, den der Künstler speziell für einen bestimmten Oberflächeneindruck entwickeln lies: Seth Price nennt diesen "look and feel", ein Ausdruck, der für die standardisierte Benutzer-Oberflächengestaltung von Computerprogrammen genutzt wird. Sie besitzen eine Gestaltungsqualität, die so noch nicht existiert, aber existiert haben könnte. Wie in den meisten der Arbeiten des Künstlers beruhen diese Werke ebenso sehr auf industriellen Produktionsmethoden wie auf digitalen Quellen und der Manipulation von Materialien und Bildern. Zusätzlich zu den skulpturalen Arbeiten zeigt Seth Price ein neues Video mit dem Titel Redistribution (2008); ein permanent sich entwickelnder Rohschnitt, der alle möglichen Ausgangsmaterialien enthalten kann. Im hier gezeigten Video sind das ein Diavortrag, den der Künstler über seine Arbeiten gehalten hat, Material aus Filmen des Künstlers sowie gefundene Dokumentarfilme und Bilder.

In der Kunsthalle Zürich wird Price’s kürzlich erschienenes Buch „How to disappear in America“ zum ersten Mal erhältlich sein. Ein Exzerpt lautet:

Ich bin wie jemand, der Dinge herstellt. Man erledigt eins nach dem anderen, unaufhörlich. Es geht so eine lange Zeit weiter: etwas Neues, etwas anderes und wieder irgendein Etwas. Da kommen eine Menge vielfältiger Strategien und Vorkehrungen ins Spiel, alle interessant, alle ineinander verzahnt, mutatis mutandis. So viele Dinge!

Nach einer Weile stellt sich eine Frage, die so ähnlich lauten könnte: Wäre es möglich, dass jemand, der, sagen wir, vierzig Jahre alt ist, so ungefähr alles gesehen hat, was es bisher gab und noch geben wird? Naja, bleib ganz ruhig. Das wäre ein Argument gegen den Fortschritt. Lassen wir dieses Argument weg. Da sind wir nun mal! In erster Linie geht es um Verwendung. Du bist jemand, der Dinge verwendet. Verwendung sagt etwas über die Einstellung aus, und die Einstellung ist alles. Punkt. Ende.

Früher wurde irgendwann alles hergestellt, um verwendet zu werden, nicht so sehr für den Profit (es sei denn, Verwendung wäre eine Art Profit). Aber selbst wenn wir anerkennen, dass christliche Moral und Tugend auf der Verwendung gründen, so haben Gerechtigkeit und gängige soziale Umgangsformen seitdem Prinzipien hervorgebracht, die so allgemein und annehmbar sind, dass jeder sie akzeptieren kann. Mit anderen Worten, welche Auffassungen man auch immer mit der Herstellung von Gegenständen zu erkennen gibt, man sanktioniert damit den gegenwärtigen Stand der Dinge. Wer auch immer einen Blick auf deine Erzeugnisse wirft, könnte sich sehr wohl die Frage stellen: „Muss ich mir ein Bild anschauen oder irgendwelchen Kram, um zu erfahren, dass Macht korrumpiert, Bedürfnisse zur Handelsware gemacht werden, Kontrolle von allergrösster Bedeutung ist, Subjektivität gelenkt wird.“

Wie beim Drehen eines Kaleidoskops würde alles deutlich werden, Splitter sich zusammenfügen, neue Sichten in den Blick
geraten.

Die Kunsthalle Zürich dankt: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Swiss Re, Luma Stiftung