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Luke Fowler

30.08.–02.11.2008

Parallel zur Ausstellung von Derek Jarman eröffnet die Kunsthalle Zürich die Ausstellung des britischen Künstlers Luke Fowler (geb. 1978, lebt und arbeitet in Glasgow). Im April 2008 erhielt Luke Fowler den zum ersten Mal verliehenen Jarman Award, der an junge Film­schaffende vergeben wird, die sich durch ihre Experimentierfreudigkeit, Innovation und aussergewöhnlichen Visionen auszeichnen und deren Werk sich über Grenzen und konven­tionelle Definitionen hinwegsetzt.

Luke Fowler gilt als Schlüsselfigur der Glasgower Szene: Er arbeitet hier als Künstler-Filmemacher und Musiker. Mit seinen Bands Rude Pravo und Lied Music – beide benutzen eine Kombination von traditionellen und umgebauten oder selbst erfundenen Instrumenten – bewegt sich Fowler aktiv in der experimentellen Musikszene. Darüber hinaus führt der Künstler die Multimediaplattform SHADAZZ, die unter anderem auch LPs in Kollaboration mit anderen Musikern und Künstlern veröffentlicht.

Mit seinen Filmen hinterfragt Fowler die klassischen Konventionen des Dokumentarfilms: Er untergräbt die strukturelle Syntax, collagiert gefundenes, scheinbar vergessenes wie auch selbst gedrehtes Filmmaterial mit Fotografien, Interviews, Diagrammen und Schriften zu einem neuartigen Geflecht. Einige Kritiker ordnen seine Arbeit daher der britischen Free Cinema Bewegung zu – eine Bewegung des Dokumentarfilms in England in den 1950er Jahren, derren Kennzeichen es war, dass sie sich den herkömmlichen Erzählstrukturen zu widersetzen.

Vergessen gegangene Geschichten, radikale und experimentelle Ideen und Ideologien sowie ihre Protagonisten stehen im Zentrum von Fowlers Filmen. What You See Is Where You’re At (2001) kreist um das „Kingsley Hall Experiment“ des schottischen Psychiaters, Psychoanaly­tikers und Autors R.D. Laing. Die Gemeinschaftsarbeit The Way Out (2003, mit Kosten Koper) porträtiert Xentos „Fray“ Bentos, Gründungsmitglied der Band The Homosexuals, und reflektiert anhand des formalen Spiels mit Widersprüchen und Fragmenten den facettenrei­chen Charakter Xentos. Bogman Palmjaguar (2007) erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich infolge seiner Diagnostizierung als „paranoider Schizophreniker“ von den Mitmenschen abkehrt und sich in die Natur zurückzieht. In seinen Filmen gelingt es Fowler, die jeweili­gen Inhalte in ihrer formalen Struktur widerzuspiegeln. Der Rezipient wird angeregt, die eigene Beziehung zur Geschichte neu zu überdenken. Auf drastische und energische Weise legen die Arbeiten Zeugnis davon ab, dass Film die Fähigkeit besitzt, sowohl als Kunstform als auch als Dokumentation seine Grenzen zu überschreiten.

Die Kunsthalle Zürich vereint in ihrer Präsentation erstmals eine grössere Auswahl des fil­mischen Oeuvres von Luke Fowler in einer institutionellen Einzelausstellung. Neben dem eigens für die Ausstellung fertig gestellten Film An Abbeyview Film (2008), einer poetischen Bestandesaufnahme vom Leben in einer sozial benachteiligten Wohnsiedlung im schottischen Dumfermine, und einer Auswahl von Stillfotografien werden die Filme Bogman Palmjaguar, The Way Out sowie What You See Is Where You’re At im wöchentlichen Wechsel gezeigt.

Die Kunsthalle Zürich dankt: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Luma Stiftung