Tris Vonna-Michell
Auto-Tracking-Auto-Tracking
Mit der Ausstellung «Auto-Tracking-Auto-Tracking» kehrt Tris Vonna-Michell (geb. 1982) in die Kunsthalle Zürich zurück, wo er bereits im Frühjahr 2008 mit einer Einzelausstellung zu sehen war. In seiner zweiten Ausstellung in Zürich wird er die im vergangenen Jahr konzipierte Installation Auto-Tracking (2008) der gleichnamigen Ausstellung wieder aufnehmen und sie mit jüngsten Arbeiten, die im Kontext der Stadt Detroit entstanden sind, und den damit zusammenhängenden und derweil stark verzweigten Erzählungen in einer neuen Präsentation zusammenführen und erweitern.
Grundlage für die Arbeit Auto-Tracking bildet Vonna-Michells Aufenthalt in Detroit im Dezember 2007. Auslöser für die Reise war ein auf den ersten Blick unscheinbarer Fund des Künstlers in einem wohltätigen Gebrauchtwarenladen in Southend: VHS-Bänder alter RoboCop-Filme. Die düsteren Science-Fiction- und brutalen Action-Thriller zeichnen ein korruptes, kriminelles Detroit in dystopischer Zukunft. In Detroit selber traf Vonna-Michell auf eine ikonische Ruine der modernen Industrialisierung. Die expandierende Metropole der 1920er Jahre, ehemaliges Sinnbild des amerikanischen Wachstums als „Motor-City“, ist zur schrumpfenden Stadt geworden. Zurückgekehrt ist Vonna-Michell mit Bildern von verlassenen Stadtteilen, Gebäuden, Stadtansichten und städtischen Soundscapes.
In der Installation Auto-Tracking hat Vonna-Michell diese Bildmaterialien zu einer Geschichte zusammengetragen, in der sich mehrere Narrationsstränge miteinander verknüpfen: Er erzählte Geschichten und die Geschichte von Orten schlechthin, sowie von Personen und Gegenständen und kreierte damit eine Realität, die historische Fakten und Fiktionen in eine Vielzahl möglicher Erzählungen verwob. Die zweiteilige Installation bestand zum einen aus einer Telefonstation, über die Vonna-Michell in einem intimen Dialog direkt mit den Besuchern in Kontakt trat und anhand speziell ausgewählter Bilder, auf einem Tisch ausgebreitet, die Narration in atemberaubend schneller Sprechperformance mündlich weiterentwickelte. Zum anderen befand sich eine fast identische Installations-Anordnung in einem anderen Raum der Kunsthalle, in welchem die eingegangenen Anrufe archivarisch gesammelt wurden.
Von der Installation Auto-Tracking ausgehend, führt Vonna-Michell in «Auto-Tracking-Auto-Tracking» die unterschiedlichen von Detroit handelnden Erzählstränge seiner jüngsten Arbeiten mit dem älteren Material zu einer finalen Konklusion zusammen: Er verwebt die für die 5. Berlin Biennale konzipierte Arbeit Studio A (2008), die in adaptierter Form im GAMeC – Gallerie d’Arte Moderna e Contemporanea di Bergamo parallel zur Ausstellung in der Kunsthalle Zürich zu sehen sein wird, die daraus entsprungene Arbeit Auto-Reverse (2009), präsentiert zu Jahresbeginn im MOCA – Museum of Contemporary Art Detroit, sowie eine eigens für die Tate Triennale 2009 konzeptualisierte Arbeit und eine letztjährige Performance in der Tate Britain. Mit seinem Bilderkosmos und der Verknüpfung mannigfaltiger Geschichten – einige persönlich, andere angeeignet, manche über Detroit, andere nicht – greift Vonna-Michell die Tradition der „Oral History“ auf und lässt Geschichte und Geschichten, Realität und Fiktion um Detroit aufeinander treffen und hinterfragt nicht zuletzt, wie Geschichte überliefert wird, welche Fakten und Artefakte dem Wahrheitsgehalt von Historie dienen und welche Rolle das Individuum mit seinen Emotionen und seinem Intellekt in der Produktion und Rezeption von Geschichte einnimmt.
Mit der Rückkehr Tris Vonna-Michells verfolgt die Kunsthalle Zürich die Absicht, junge Künstler in ihrem Schaffen zu begleiten und vertieft das Projekt, über einen längeren Zeitraum mit einen Künstler im Dialog zu stehen.
Die Kunsthalle Zürich dankt: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, LUMA Stiftung