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Uri Aran

Here, Here and Here

02.02.–24.03.2013

Die Befragung und Neudefinition von Strukturen und Modellen der Kommunikation sowohl der materiellen Welt als auch der zwischenmenschlichen Beziehungen durchdringt das Werk des 1977 in Israel geborenen Künstlers Uri Aran, der zur Zeit in New York lebt und arbeitet. Seine visuell eigenwilligen und irritierenden Videos, Zeichnungen, Assemblagen, Texte und Skulpturen sind im Grenzbereich des Vertrauten und Fremden angesiedelt. «here, here and here» ist die erste umfas­sende institutionelle Einzelausstellung des Künstlers und zeigt eigens für die Ausstellung entstan­dene Werkgruppen, die die gesamte mediale Breite seines Schaffens umfasst. Aran bringt seine Arbeiten in der Kunsthalle Zürich in Raumassemblagen zusammen und kreiert raumeigene Sphären und Systeme, die aber gleichzeitig in Relation zueinander stehen und sich ineinander verweben.

Aran ist ein Geschichtenerzähler. Seine Erzählungen drehen sich um Sehnsucht, Identität, Heimat, das Alltägliche, Sentimentalität sowie Traurigkeit und gleichzeitig auch um Verschiebung und Deplatzierung. In der Überlagerung von verschiedenen Zeitachsen, sprachlichen Ordnungsstruk­turen und materiellen Kategorien rekonstruiert, erweitert und manipuliert der Künstler die Auffas­sung von dem, was eine Erzählung ist und untergräbt bestehende Genres sowie Hierarchien. Die visuelle Sprache des Künstlers reicht von Drehbuchtexten und aufwendig erarbeiteten Filmen über angeeignete oder dekontextualisierte Bilder und einfache und gewöhnliche Alltagsgegenstände – es können dies Eier, Flaschenöffner, Passbilder oder Pizzaboxen sein –, die er bearbeitet, kombi­niert und somit in Ensembles zu intimen und zugleich befremdlichen Welten zusammenbringt. Den Materialien haftet etwas Häusliches und Behagliches an, sie sind aber zugleich nicht entzifferbare Wegweiser in der Narration, denn stets bleibt die Bedeutung der einzelnen Komponenten unklar. Warum werden bestimmten Dingen gewisse Bedeutungen zugeschrieben? Welche Fragen sind zu stellen? Aran untersucht mit seinen Arbeiten den Humor, die Poetik und Manipulation von populä­ren Objekten und löst beim Betrachter damit im Zusammenhang verankerte Gefühle aus, um ihn im selben Moment an den Objekten, den Beziehungen in denen diese zueinander stehen und auch an seinen eigenen Erfahrungen zweifeln zu lassen.

Die neue Videoarbeit Chimpanzee (2013) führt in Gesprächssituationen von Individuen und Paaren, die geprägt sind von alltäglichen Ritualen und intimen Erfahrungen, deren subjektive Logik und Bedeutung der Betrachter nicht vollkommen erschliessen. Wir folgen Dialogen und Erzählungen, die scheinbar gängige Situationen beschreiben, die aber ebenso aufgeladen sind von Surrealität, Unheimlichkeit und Absurdität. Die Protagonisten adressieren die Kamera, ihre Texte sind aber immer auch gerichtet an, gewendet und verwendet von einem externen Erzähler – vielleicht dem allwissenden Erzähler der Literatur, dem Regisseur oder einer nicht auflösbaren Bedeutungsge­walt, die auf ihre Erfahrungen einwirkt. Mit der bewussten Brechung der Erwartungshaltung, wie sich ein Gespräch entwickelt oder wie man über etwas spricht, findet eine Syntaxentleerung statt und verweist darauf, wie die Bedeutung von Sprache durch komplexe Prozesse erzeugt und von Konflikten zwischen individueller und kollektiver Erfahrung geprägt ist. Dieser Bereich zwischen dem Familiären und dem Obskuren offenbart sich dem Besucher auch im weiteren Verlauf der Aus­stellung. In Kartonboxen, die auf Tischen platziert sind, hat der Künstler Miniaturlandschaften zusammengetragen, und in dem darauf folgenden Raum finden sich Objektassemblagen und Skulp­turen auf einer den Raum bestimmenden Wandauslage. Die skulpturalen Installationen scheinen auf den ersten Blick chaotische Arrangements gefundener Objekte zu sein, auf den zweiten Blick aber sind es Gesten eines von geheimnisvollen Regeln strukturierten Mikrokosmoses, die das Problem der Organisation und der Kategorisierung hervorheben. Bildansammlungen, Porträts neben Tierbildern, Plastiktrauben oder Pizzaboxen – letztere lassen das heimische Gefühl eines gemeinsamen und gemütlichen Familienabends aufkommen – ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Ausstellung und finden sich auch in den Zeichnungen wieder, die Aran neu mit Drucktechniken verbindet. Mit Wiederholungen und einem System mannigfaltiger Bezüge und Querverweise einer materiellen Syntax schafft der Künstler einen die gesamte Ausstellung durch­ziehenden visuellen Rhythmus, den er mit der Wiederholung der Videotonspur im letzten Raum der Installation auch auf die akustische Ebene überträgt.