Auf Zwei Hochzeiten Tanzen
Jean-Michel Alberola, Betrand Lavier, Annette Messager
Wir freuen uns, nach unserer letzten Ausstellung im Sommer mit den beiden amerikanischen Künstlern Richard Prince und Allan McCollum nun die drei Künstler aus Frankreich Jean-Michel Alberola, Bertrand Lavier und Annette Messager zeigen zu können.
Die Ausstellung AUF ZWEI HOCHZEITEN TANZEN stellt drei französische Künstler vor, deren Arbeiten als Gemeinsames die Absicht auf zeigen, scheinbar unvereinbare Medien zu vereinen. Alberola verwendet Malerei und Text, Lavier "friert" Objekte in Malerei ein oder setzt vorgefundene Objekte wie etwa einen Kühlschrank als Sockel ein für seine Objekt-Skulpturen, während Annette Messager sich auf die "Mésalliance" von Photographie und Malerei eingelassen hat. Die Werke dieser drei Künstler sollen auf unterschiedliche Art die Vielfalt der gegenwärtigen künstlerischen Auseinandersetzung belegen. In seinem Katalog Vorwort schreibt der Gastkurator Bernard Marcadé: "Jean-Michel Alberola verfolgt zwei Hasen auf einmal. Seine Kunst beweist, dass man den Gesetzen der Malerei treu sein, sie aber gleichzeitig verraten kann; dass dieser Verrat eigentlich erst das Malen ermöglicht. Das ist jedoch mit Schmerzen verbunden. Jean-Michel Alberolas Kunst ist geprägt von Einflüssen, Stellungnahmen, Widersprüchen, Entlehnungen, geistigem Diebstahl und ist demzufolge nicht rein. Er vermischt Ordnung und Unordnung, Wort und Bild, alte und neue, wichtige und unwichtige Ereignisse der Geschichte . . . In Zürich kompromittiert Jean-Michel Alberola die Malerei mit Wirtschaft; es ist der sechste Teil der Serie "Dérèglement des comptes".
Bertrand Laviers inszenierte visuelle Logik will die künstlerischen Fragestellungen nicht mit der spekulativen (und tautologischen ) Schwere der Konzeptkunst angehen, sondern ganz einfach die damit verbundenen Widersprüche und Lücken darstellen, in dem er die Dinge der Kunst beim Wort nimmt. Anhand der Instrumente der Offensichtlichkeit verbreitet er Unruhe mitten in der visuellen Offensichtlichkeit. Laviers Vorgehen verspricht keine Lösung dieser Widersprüche: sie werden in der Schwebe gelassen, ganz ähnlich dem Bild von Duchamps Türe, die das Sprichwort "eine Türe muss geöffnet oder geschlossen sein." Lügen straft, denn sie ist, entgegen den Gesetzen der Dialektik, gleichzeitig geöffnet und geschlossen.
Wenn Annette Messager als Expertin von Vermengungen, Gemischen und Kreuzungen aller Art gilt, so geschieht dies scheinbar nicht aus dem Wunsch heraus, etwas zu regeln und zu verbessern. Die Vereinigung von Malerei und Photographie kann in ihren Augen nur eine Mésalliiance sein, eine widernatürliche Paarung . . . Und doch macht sie brav damit weiter . . . Gleich einem leidenschaftlichen Kinderspiel, losgelöst von allen Bildern, auch von jenen, die man ihr, eines nach dem andern, unterstellt: midinette und femme fatale, "castratrice" und Beschützerin, Hexe und Exorzistin, fängt Annette Messager den Blick und die Sehnsüchte der andern in den Netzen und in der Zerstückelung ihrer Kunst auf . . . Doch auch sie bleibt in ihren Spielen und Fallen hängen . . . Annette Messager glaubt nicht an Gespenster, doch sie hat Angst davor . . .
Jean-Michel Alberola , Bertrand Lavier und Annette Messager zeigen alle auf ihre Art, dass es über Kunst keine definitive Meinung gibt; dass sich in der Kunst alle Widersprüchlichkeiten, Verneinungen, sogar Verrate verneinen . . . Es handelt sich nicht um Immoralismus. Vielleicht erheben im Gegenteil ihre jeweiligen Standpunkte einen gewissen Anspruch? Dies ist der Grund, weshalb ihnen hiermit "Jules et Jim" von Henri Pierre Roché und François Truffaut irgendwie gewidmet sein soll . " *
* Und dies ist auch der Grund, weshalb ein Photo dieses Films das Plakat und die Einladungskarte ziert.