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Annelies Štrba

Aschewiese

31.03.–27.05.1990

Annelies Strba fotografiert nur, was ihr alltägliches Leben betrifft, ihre menschliche Existenz unmittelbar ausmacht. Dies geschieht weniger aus konzeptueller Überlegung als aus innerer Notwendigkeit, und so hat sich ihr Werk in langjähriger Zurückgezogenheit angesammelt, in Schachteln gestapelt und legt sich nun erstmals öffentlich dar, in der Ausstellung in Form von Fotoleinwänden - Es sind meist intime und schlichte Motive – der Schlaf, das Spiel und das Erwachsenwerden ihrer Kinder, die Familie am Küchentisch, das solitäre Haus im Süden – die wohl das Eigene, aber nicht das Private meinen und darstellen. Denn Annelies Strba ist zu stark künstlerisch denkend und handelnd, als dass sie sich mit der tagebuchartigen Dokumentation des familiären Umfeldes begnügen könnte. Es verbindet sich nahtlos mit den Abbildern filigraner Geäst strukturen oder düsteren KZ –Mauern in Polen, bildet den Nährboden für eine visionär gesteigerte Bildhaftigkeit, die universale Dimensionen berührt.

Bei aller Nähe und Verbundenheit mit dem Bildgegenstand lösen sich diese Fotografien von der Eindimensionalität der sichtbaren Wirklichkeit ab, verflüssigen sich in verdichteten Stimmungsräumen, die die psychologisch und soziologisch deutbare Erzählstruktur entrücken, wie zeitlos und fremd erscheinen lassen. Realistisch und verwunschen zugleich wirken diese materialisierten Bezugs- und Erinnerungsmomente, da sie wie die alten Märchen Ordnung suchen, aber das Chaos nicht scheuen, das Absurde, Rätselhafte und Abgründige wie die Sehnsucht nach Hamonie und den Glauben an Ganzheit in sich tragen. Traumwandlerisch überwinden sie feste Strukturen und bewegen sich im Unbegrenzten. Im Bereich magischer Transformation wäre der Anspruch auf makellose Handwerklichkeit verfehlt. Im Zeichen der Imagination werden die klassischen Regeln der Fotografie schonungslos übertreten, die medialen Möglichkeiten auf eine viel freizügigere Weise wirksam gemacht, die oft das Unkontrollierbare als Bildvollender ins Spiel bringen.

Presseinformationen

Für Bildanfragen, Informationen zum Ausstellungsprogramm und Interviews kontaktieren Sie bitte Aoife Rosenmeyer: presse [​at​] kunsthallezurich.ch oder +41 (0)44 272 15 15