Meuser
Diese erste Einzelausstellung Meusers in der Schweiz vereinigt Werke von 1980 – 1990, von der installativen 9-teiligen Arbeit "Kartoffelbrei", die teilweise malerisch bearbeitete Fundstücke aller Art in freien Assoziationen zusammenführt, bis zur kompakten, tafelbildartigen "Wandung" aus Stahl und Rostschutzfarbe.
Meuser arbeitet meist mit wuchtigem Eisenschrott, und das Zusammenstücken aus einzelnen Elementen wie T-Trägern, Gittern und Scheiben oder eigentlichen Gerätschaften bleibt immer einsehbar. Zwar entstehen dreidimensionale Reali– täten, aber weniger vollplastische Volumen, die in den Raum ausgreifen, als vielmehr bildartige Konstellationen, die die Nähe der Wand suchen und doch wirksam ihren Umraum aktivieren. Sie werden im aufgefundenen Rohzustand belassen wie auch mit Anstrichen in verschiedenen Rostprimern oder Mattlacken besetzt. Monochrome Farbflächen lassen sich sozusagen als "materialisierte Leinwände" lesen und verweisen unmittelbar auf den Kontext der Malerei. Der ehemalige Beuys-Schüler und Philosophiestudent bedient sich naheliegender, ehemals zweckgebundener Form- und Materialrelikte als einem möglichen strukturellen Vokabular.
Abgenutzte Gegebenheiten wie Gestalt, Oberflächenbeschaffenheit, Proportion, Mass und ihre Relationen werden wirkungsvoll umgedeutet in autonome, rein bildnerische Erfahrungen. Meuser arbeitet nicht nach vorgefassten Konzepten und Prinzipien, obwohl gewisse methodische Konstanten deutlich werden. Er tastet sich im laufenden Arbeitsprozess zu gültigen Lösungen vor, verwirft und zerstört, verwendet ein bereits erprobtes Fundobjekt in einem späteren Werkzusammenhang.
Seine schlichte Formensprache kann sich konstruktivistisch anmutender Klarheit annähern, durch Repetivität an die normierte Objekthaftigkeit der Minimal Art gemahnen, und doch entzieht sie sich immer wieder puristischer Regelhaftigkeit. Die Gestaltanlagen bleiben bei aller Massivität porös für Bezüge und Beziehungen verschiedener Art, seien sie von trivialer, seien sie von tiefgreifender Natur. Das Einfache meint bei Meuser sowohl das anspruchslose und doch sinnliche Da-Sein als auch die Suche nach wahrer Elementarität und künstlerischer Perspektive. Das Komponieren mit Reststücken verzichtet bewusst auf Formerfindung, bindet das Bewusstsein an das Gewöhnliche des Lebens, an das Fragmentarische jeder Erfahrung, an die Möglichkeit des Scheiterns. Es lässt aber auch neue Fundamente und unverrückbare Ausgewogenheit glaubwürdiger erscheinen.