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Helmut Federle

06.06.–09.08.1992

Diese Einzelausstellung von Helmut Federle konzentriert sich auf grossformatige Malereien der letzten Jahre, die noch nie in der Schweiz zu sehen waren. Sein wesentlicher Anspruch gilt dem grossen Bild als ein für sich bestehendes Ganzes, verbunden mit der Suche, eine Beziehung zu schaffen nicht nur zur weiten physischen, sondern auch geistigen Dimension. Dabei ist seine Malerei weder dem unverbrüchlichen Gleichgewichtsbau der konstruktiv-konkreten Kunst noch den Absolutheitsgesten der Abstrakten Expressionisten gleichzusetzen. Sie wurzelt im Spannungsfeld von spirituell-ästhetischen Anliegen und den Erfahrungen des Partikularen, die an die persönlichen Emotionen gebunden sind. Seine Bildkompositionen entsprechen keineswegs mathematischer Gesetzmässigkeit, sondern sind meist im laufenden Arbeitsprozess sich stetig ändernde Form- und Farbsetzungen bis zum Punkt einer bildbestimmenden Erscheinung.

Die vor allem geometrisch bestimmten Formen sind somit nicht Teil einer konstanten, sondern einer sich ausdehnenden Bildordnung zwischen Stabilisierung und Auflösung. Sie sind Energieträger, die sich in langsamen Malprozessen zueinander in Beziehung setzen, porös und verletzlich bleiben: "Ich gehe nicht davon aus, dass ich eine absolute Richtigkeit finde, ich gehe davon aus, dass ich mich an eine Richtigkeit annähere. Dieser Prozess der Annäherung ist spürbar und erlebbar im Bild" (Helmut Federle).

Dabei haben sich zwei wesentliche Bildtypen herausgebildet. Die gelb-grauen Querformate sind geprägt von einem gestischen, aquarellartigen Farbauftrag in Dispersion, dem offenen Energieprinzip der im Bild durchscheinenden Anderungen und angenäherten Lichtwerte. In den schwarz-weissen Hochformaten hingegen vernetzen sich Gestaltzeichen und Bildgrund exakt konturiert und in gleichwertiger Wechselwirkung, die eine eindeutige Figur-Grund-Zuteilung aufhebt. Durch das monatelange Ritual, die signalhafte Vehemenz der schwarzen und weissen Flächen mit Ölfarbe zu beschichten, wird das Energiepotential in der satten Farbmasse gespeichert. Dass aber die Sehnsucht nach in sich ruhender Gleichgewichtigkeit und Vollendung auch hier eine solche bleibt, davon zeugen komplexe Spannungsmomente. Die malerische Bewältigung des Grossformates, seine Materialisierung ohne Modellcharakter für das folgende Bild, ist ein immer von neuem zu leistender, absorbierender Kraftakt, von dem sich Helmut Federle - vielleicht nur temporär - zurückgezogen hat. Seine neueste Werkphase ist bestimmt von kleinformatigen Bildserien, in der Ausstellung exemplarisch vertreten durch eine "Black Series", die eine kompositionelle Konstellation über mehrere Bildtafeln sich entwickeln und transformieren lässt.

Presseinformationen

Für Bildanfragen, Informationen zum Ausstellungsprogramm und Interviews kontaktieren Sie bitte Aoife Rosenmeyer: presse [​at​] kunsthallezurich.ch oder +41 (0)44 272 15 15