Ich sitze in meinem Zimmer, starre auf diese kleinen, weissen Figuren mit ihren abgerundeten Ecken, die wie kleine Bäume, Büsche und Häuser einer Spielzeuglandschaft aussehen, die nun an dünnen Ästen mit dünnen Fäden befestigt sind, die sich wie Spinnweben durch die Luft ziehen. Sachte drehen sie sich im Kreis und um die eigene Achse. Bewegen sie sich überhaupt? Ach doch – da – jetzt – gerade eben. Ich kneife die Augen zusammen, versuche nicht zu blinzeln. Denn wenn ich blinzle, weiss ich nie so genau, ob sich die Figuren verschoben oder ich mich verändert habe; ob mein Körper etwas mehr nach links oder rechts rückte, ob meine Perspektive noch dieselbe ist, aus der ich die Figuren betrachte. Vielleicht denke ich aber auch zu viel. Zeit dafür habe ich alleweil.
Ich habe Zeit, die Figuren in ihrem fragilen Mobile anzustarren. Ich habe Zeit zu warten, in diesem vakuumierten Raum, ihre Bewegung der einzige Indikator, dass es sie noch gibt, die Zeit. Zeit die vergeht, aber auch stehen bleibt. Zeit, die liebevoll, aber auch schonungslos ist, wenn ihr Zeiger jede Minute in kleine Einzelteile zerhackt.
Tack – Tack – Tack.
Mein Blick wird langsam müde, schweift umher – gibt’s da noch mehr? – bleibt an einem Bild an der Wand hängen, gleich daneben, ich hatte es nicht gesehen, seine grün, blaue, gelbe Landschaft, in der diese kleinen Häuser, Bäume und Büsche stehen. Sie bewegen sich nicht, das kann ich mit Gewissheit sagen.
Vogelgezwitscher.
Ich schaue auf das offene Fenster, würde gerne hinausschauen. Vielleicht ist es da draussen auch grün und gelb und blau, möchte mehr sehen, doch ich bleibe sitzen, in meinem Zimmer.
IN MY ROOM, REAKTOR, online auf: www.reaktor19.ch