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Churchgoer Paul: «Willkommene moralische Unruhestifter» - Akademie - Kunsthalle Zürich
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Churchgoer Paul: «Willkommene moralische Unruhestifter»

Die Ausstellung Rob Pruitt: The Church schreitet in Riesenschritten voran, und mit Paul Fischli hat bereits der dritte Churchgoer seinen Dienst angetreten. Vor seiner Pensionierung arbeitete er als Marketingleiter für einen bekannten Kinofilm-Verleih in der Schweiz. Sein Interessensgebiet erstreckt sich über Kino und Sprachen bis zur sakralen Musik des Barock.

Ich bin angetreten als «Kirchgänger», der sich für persönliche Berührungspunkte interessiert. Was macht Besucherinnen und Besucher der Ausstellung neugierig, ist es die «Kirche» im traditionellen Sinn oder im Kontext der Ausstellung? Und was regt sie an, was regt sie auf?

Ich treffe Silvia Rodriguez, 27 Jahre alt, Spanierin. Mit 21 kam sie in die Schweiz, allein, auf Stellensuche. Einzelkind, gute Ausbildung und mit Abschlüssen in katholisch geführter Schule und Universität, beide traditionell aber offen für alle Religionen, wie in Spanien heute üblich. Seit der Vertreibung der Muslime in grauer Vorzeit leben Christen, Muslime und Juden heute in gegenseitigem Respekt für ihre Religionen zusammen, sind aber alle mit der spanischen Monarchie eng verzahnt.

Silvia begegnet der Ausstellung durchaus weltlich, offen und neugierig. Die Kirche als Thema der Ausstellung ist für sie ein Ort der Begegnung, sie sagt, «the church is learning about people». Sie hat wenig Bezug zur Kirche im traditionellen Sinn, versteht sie aber als grosse Förderin der Kunst, wie sie der Katholizismus vor allem bei der Architektur beispielhaft praktizierte und reflektierte, immer aber mit Respekt für die Gotteshäuser anderer Religionen - wie Moscheen und Synagogen. Aber ihre Kathedralen mussten immer «bigger and better» sein. Silvia macht aber der katholische Anspruch Eindruck, «to engage artists to teach the people about the beauty of God». Künstlerischer Support im Gegensatz zum moralischen Impetus. Überhaupt, die Moral! Für sie der Grundpfeiler und wesentlicher Aspekt ihrer religiös fundierten Erziehung. Und was lösen Rob Pruitts Suicide Paintings bei ihr aus? Sie überlegt kurz und sagt: «Das sind willkommene moralische Unruhestifter.»