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Pauline Boudry/Renate Lorenz. To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation, 2013

In der Ausstellung Portrait of an Eye von Pauline Boudry/Renate Lorenz sind drei Videoarbeiten zu sehen. In einer Blogserie stellen wir die einzelnen Werke vor und stellen zusätzliches Material zur Verfügung. In diesem Beitrag To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation, worin sich sechs Performer/innen (alle Musiker/innen aus dem Umfeld der Künstlerinnen) zusammen finden und der gleichnamigen Partitur der Komponistin Pauline Oliveros aus dem Jahr 1970 folgen, die von Solanas ̕ SCUM Manifesto inspiriert ist.

Sechs Performer/innen (alle Musiker/innen aus dem Umfeld der Künstlerinnen) finden sich zusammen und folgen der gleichnamigen Partitur der Komponistin Pauline Oliveros aus dem Jahr 1970, die von Solanas ̕ SCUM Manifesto inspiriert ist. Die Komposition To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation von Pauline Oliveros verlangt, dass jede Musiker und jede Musikerin fünf Tonhöhen auswählt, die sie als lange, modulierte oder nicht modulierte Töne spielt. Im mittleren Teil der Partitur imitieren die Musiker/innen die Tonhöhen und Modulationen der anderen. Rotes, gelbes und blaues Licht sowie ein Stroboskop strukturieren die Einsätze. Sollte eine Person dominieren, versuchen die anderen, ihrer Dominanz entgegenzuwirken und «strukturell auszudrücken, was das SCUM Manifesto wollte. Das Verhältnis zwischen Individuum und Kollektiv – das Thema des Manifestos war – wurde zum Prinzip oder zur Philosophie der Musik, die ich nun schrieb.» (Oliveros) Die Partitur To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation setzt auf die unvorhersehbaren Möglichkeiten, die entstehen können, wenn Tonhöhen und Rhythmen nicht festgelegt sind. Das Stück ist nicht bekannt, bevor es aufgeführt wird. Die Instruktionen produzieren «ein kontinuierliches Zirkulieren von Macht» (Oliveros) zwischen Tönen und Zuhören – ein Geben und Nehmen, das, wie Oliveros sagt, eine grosse Aufmerksamkeit für das Verhältnis zwischen Selbst und Anderen verlangt.

Im Film von Pauline Boudry/Renate Lorenz wird die 16 mm-Kamera selbst zur Performer/in, die sich beständig bewegt und mit Individuen oder Gruppen von Musiker/innen interagiert. Die gesamte Performance ist in einem Take gefilmt, erst im Schnitt wurden extreme Close-Ups integriert, die ein fetischistisches Interesse an Körperdetails, Instrumenten und Kostümen offenbaren. Die Arbeit stellt die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen einer Politik musikalischer und filmischer Formen. Können Sound, Rhythmus und Licht queere Verbindungen stiften? Können sie revolutionär werden?

Super-16-mm / HD-Video, 2013, 18 Min.

Performance: Peaches, Rachel Aggs, Catriona Shaw, Verity Susman, Ginger Brooks Takahashi, William Wheeler

Kamera: Bernadette Paassen
Zweiter Stab: Nadja Kurtz
Ton: Johanna Wienert, Rashad Becker
Set-Fotografie: Andrea Thal
Farbkorrektur: Matthias Behrens (Waveline)
Tongestaltung: Rashad Becker