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Felix Stephan Huber

08.06.–11.08.1991

Diese Einzelausstellung des in Köln lebenden Schweizer Künstlers Felix Stephan Huber zeigt neue Werkgruppen seiner "Fotoprojektionen", dies die vom Künstler gewählte Bezeichnung für seine meist grossformatigen Fotografien. Waren bis anhin seine komplex angelegten Montagen und das Experimentieren mit den chemischen Vorgängen des Entwickelns und Fixierens stark geprägt von innerweltlichen Szenarien, tritt die Suche nach intimer Standortbestimmung, nach "eigenen Bildern" zurück zugunsten der Wechselwirkungen von Stereotypie und persönlicher Interpretation.

Noch immer – wenn auch weniger offensichtlich – bilden der eigenen Biografie verbundene Situationen die Rahmenbedingungen des künstlerischen Ausdrucks. Eine Periode des Unterwegsseins thematisiert sich in einer vierteiligen Serie von "Flughafen-Bildern". Das in einem dreistufigen Sog festgehaltene Durchqueren eines "Gangways" lässt an die Rückkehr in den schutz bietenden Uterus denken. Oder das geschichtslose Dasein im "Warteraum" legt Warholsche Wiederholungsmuster nahe, aber im repetitiv angelegten Vertikalraster, der unterschiedlich beschnitten wird, vernetzt Felix Stephan Huber horizontal die kaum merklichen Bewegungen seiner lagernden Gegenüber . In dieser Folge des Innehaltens sind jedem der vier Einzelbilder kleinformatig die anderen Teile der Serie eingeblendet, sozusagen als katalogisierende Querverweise auf die Gesamtanlage.

Zu zentralen Bildfaktoren werden die Oberflächenreize kraftvoller Farbflächen. Monochrom eingefärbte oder metallic beschichtete Schwarzweiss-Fotopapiere, die als fertige Produkte im Handel erhältlich sind, "untermalen" und kontrastieren die motivischen Ausgangspunkte, so auch in einer triptychon ähnlichen Folge in Silber, Gold und Kupfer mit dem ominösen Titel "f. o. D. ". Eine Strassenkreuzung unweit von Hubers Atelier in Köln wird aus verschiedenen Standpunkten ebenso beiläufig, ohne Tiefenschärfe, fotografiert, wie man solcherlei Gemeinplätze an sich vorbeiziehen lässt. Die monochromen Bildgründe steigen pathetisch durch Farbsymbolik und sind zugleich von schäbig-kitschiger Brillanz, reflektieren die Künstlichkeit eines jeden Bildes, die Fiktionalisierung von Wirklichkeit. Unsere Wahrnehmung ändert sich durch das Wissen, dass sich an diesem Unort ein deutsches Nachkriegsdrama abspielte, nämlich die Entführung von Hans-Martin Schleyer durch die RAF. Das versteckte Todesmotiv korrespondiert mit den vor den Atelierfenstern gefundenen, toten "Insekten", deren erstarrte Posen auf schimmernde Monochromie gebettet werden: filigrane und zugleich bizarre Stillleben.