Symposium: The Art Review: Most Wanted, Most Neglected
13:00–19:00
- Eintritt frei
Das Symposium widmet sich der Krise der Art Review, also der Ausstellungsbesprechung. Sie ist das Stiefkind der Branche, alle fordern mehr, nichts wird so vernachlässigt. Das Symposium diskutiert den Stand der Dinge mit Referaten (in Englisch) und Podiumsgesprächen (in englischer und deutscher Sprache). Eintritt frei.
Organisiert von Kunsthalle Zürich in Zusammenarbeit mit Pro Helvetia und Office for Contemporary Art Norway, im Dialog mit Critical Writing Ensembles
Ort: schwarzescafé LUMA / Westbau, Limmatstrasse 270, 1. Stock
Ablauf:
13:00 Begrüssung von Daniel Baumann (Direktor und Kurator Kunsthalle Zürich)
13:30 Einführung von Marianne Burki (Leiterin Visuelle Künste Pro Helvetia, Zürich), Diana Campbell Betancourt (Chefkuratorin Dhaka Art Summit, Dhaka) und Katya García-Antón (Direktorin Office for Contemporary Art Norway, Oslo)
14:00 Einführungsvortrag von Mike Sperlinger (Professor of Writing and Theory, Academy of Fine Art, KHiO, Oslo)
14:45 Kaffeepause
15:00 Vortrag von Belinder Dhanoa (Autorin und Künstlerin, Delhi)
15:45 Vortrag von Mustafa Zaman (Künstler und Autor, Dhaka)
16:30 Kaffeepause
16:45 Vortrag Ellinor Landmann (Kulturredakteurin beim Schweizer Radio und Fernsehen, Basel)
17:30 Podiums- und Publikumsdiskussion mit Crritic! (Daniel Morgenthaler, Aoife Rosenmeyer; beide Zürich) und Brand-New-Life (Lucie Kolb, Judith Welter; beide Zürich), moderiert von Julia Moritz (Kuratorin, Zürich/Berlin)
18:30 Apero/Launch PROVENCE Magazin (Tobias Kaspar, Künstler, Riga)
Critical writing ist eine Initiative, die Pro Helvetia im Jahr 2013 mit einer Workshop-Reihe mit verschiedenen Autorinnen und Autoren in der Schweiz ins Leben rief. Ein Strang dieser Initiative entwickelte sich zu Critical Writing Ensembles, kuratiert vom Office for Contemporary Art Norway und bislang mit einem Schwerpunkt auf Südasien, dessen Erweiterung geplant ist. Ein anderer Strang entwickelte sich zu Crritic!, ein Projekt das während der letzten Jahre durch die Schweiz tourte. Ausgehend von diesen Ereignissen und im Rahmen der aktuellen Ausstellung Speak, Lokal (noch bis 7. Mai), lädt die Kunsthalle Zürich am Samstag, den 6. Mai 2017, zu einem Tag mit Präsentationen und Diskussionen zur gegenwärtigen Kunstkritik – betrachtet durch die Linse der Rezension.
Die Gruppenausstellung in der Kunsthalle Zürich interessiert sich dafür, wie Künstlerinnen und Künstler an verschiedenen Orten der Welt lokale Gegebenheiten untersuchen und thematisieren. Das hoch umstrittene Gebiet des Lokalen wird scheinbar paradoxerweise als Ort der Autonomie und der Befreiung wahrgenommen. Gleichzeitig grenzt es – hier ist Genauigkeit gefragt – an Nationalismus, Provinzialismus und Kommerz. Es ist eine Sehnsuchtsformel, eine machtvolle Fiktion.
Das Symposium findet am letzten Wochenende der Ausstellung statt; ein Moment des Rückblicks. Passend dazu widmet sich die Veranstaltung dem kunstkritischen Genre der Rezension, besonders seinen Möglichkeiten – gleich dem Lokalen – Unabhängigkeit und Scharfsinn, aber auch Kurzsichtigkeit und Kapital zu befördern. In einem immer härter werdenden Markt der Medien wird die Rezension als verschwindendes Format des Kulturjournalismus beklagt. Dabei ist es vor allem durch das Brennglas der Rezension – als konkretes Angebot und Nachfrage innerhalb einer Öffentlichkeit(s-arbeit) sowie als dezidiert kritischer Akt der Reflexion – dass weitreichende Fragen der zeitgenössischen Kunstkritik gestellt werden können und müssen:
Wie ist heute über Kunst zu sprechen? Wie über das hier und jetzt zu schreiben? Wie dabei zugleich rück- und seitwärts schauen? Und wie wäre die Ausstellungsbesprechung von morgen vorzustellen und vorzubereiten – zwangsläufige eine institutionelle Verantwortung der Zukunft?
“Niemals habe ich jemanden getroffen, der gesagt hat: wenn ich gross bin will ich Kritiker werden.“ – sagt der Satiriker Richard Pryor, frei zitiert in der Ankündigung zu Criticism Now, der finalen Ausgabe des Magazinprojekts PROVENCE, das auf diesem Symposium Schweizpremiere haben wird. Könnte man auch über Kuratoren sagen – meinen wir und luden zwei Professoren des Schreibens ein: Mike Sperlinger (Academy of Fine Art, KHiO, Oslo), der sich mit der Verunklärung der Grenzen von Kunstwerk und kritischem Kommentar befasst und in seinem Einführungsvortrag Begriff und Praxis der Rezension aus historischer Perspektive vorstellt; sowie Belinder Dhanoa (Ambedkar University Delhi), deren Vortrag aus ihren reichhaltigen Erfahrungen und Einblicken in die Verzweigungen des Machens von und Schreibens über Kunst schöpft.
Auch Mustafa Zamans Kunstschaffen, das mit einer Ausbildung zum Drucker begann, ist eng mit dem Kunstjournalismus verknüpft. Auf seinen Bericht über die feinen Unterschiede in Bangladesh dürfen wir gespannt sein. Und dann verlassen wir die in der kunstkritischen Diskussion gebräuchlichen Grenzen des geschriebenen und gedruckten Wortes: zuerst gibt Radioredakteurin Ellinor Landmann Aufschluss über die besonderen Möglichkeiten der Hörfunkrezension; anschliessend erörtern Lucie Kolb und Judith Welter die brandneuen Herausforderungen des digitalen Ausstellungsbesprechens (siehe brand-new-life.org) – eine Herausforderung der Qualität ansich?
Zündstoff für unsere abschliessende Podiumsdiskussion! Eröffnet wird sie von Daniel Morgenthaler und Aoife Rosenmeyer, die sich mit der Workshop-Reihe Crritic! der Herausforderung eines stärkeren Austauschs zwischen Kunstkritiker/innen und Leser/innen stellen. Wir übergeben also das Wort an die hoffentlich grosse Runde, an Sie!