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Lorenza Longhi

Minuet of Manners

12.06.–05.09.2021

Minuet of Manners ist eine Einzelausstellung der Künstlerin Lorenza Longhi. Sie umfasst alles, von der Gestaltung der Sitzgelegenheiten über die Konzeption der Hängung bis hin zu den Gemälden selbst. Umgeben von diesen Elementen sind die Besucher*innen eingeladen, darüber nachzudenken, wie sie Kunst betrachten – oder alles um sie herum. Wie der Titel vermuten lässt, führt uns Longhi in einen Tanz; wie wir uns Kunsträumen bewegen, überhaupt in Räumen. Wie verhalten wir uns in einem Museum? Ist es das gleiche wie in einem Geschäft? Oder zuhause? Und wie hat sich die Künstlerin bewegt, als sie diese Werke geschaffen hat?

Videodokumentation von Vernissage TV:

Die Arbeit von Lorenza Longhi lässt sich unterschiedlich lesen, je nachdem wer wir sind. Das aber ist das Wesen der Kunst überhaupt: ihre Bedeutung hängt von der jeweiligen Sichtweise ab und diese variiert je nach Herkunft, Geschlecht, Klasse und Humor. Das macht die Kunst, aber auch den Fussball, Beethoven oder die Mode so interessant – oder auch nicht. Da Sie aber diesen Text gerade lesen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie sich für Kunst interessieren. Sie besuchen Ausstellungen, schauen sich Kunst an, diskutieren, geniessen oder sammeln sie, weil sie Ihnen das Leben besser macht und Türen in andere Welten öffnet. Kurz, weil sie zum Denken anregt und Denken macht Spass. Dabei gibt uns die Kunst, wie nebenbei, Werkzeuge in die Hand, das Denken anders zu denken. Wir befreien uns von Denkmustern und dies kann die Gesellschaft verändern, aber auch die Idee von Schönheit.

Was hat das alles mit dem Werk von Lorenza Longhi zu tun? Vielleicht viel, vielleicht wenig, es kommt auf die Sichtweise an. Der Titel der Ausstellung verweist auf die Tatsache, dass Kunstbetrachtung immer auf Denkbewegungen beruht, dass sie ein Minuet of Manners ist – ein Menuett der Verhaltensweisen. Das Menuett, ein französischer Gesellschaftstanz und eine Musikform, regelt über Takt und Melodie, wie Körper sich im Raum bewegen und wie Tanzende in Kontakt zueinander treten. Das Menuett bildet den Rahmen für Beziehungen, die entstehen und sich wieder auflösen und dabei immer auch Raum für Inter- pretationen. Zentral ist die Bewegung, denn sie verbindet und entflechtet, genau wie Denken verbindet und entflechtet. Deswegen ist Denken Bewegung und Bewegung Denken. So entwickelt sich ein Wechselspiel zwischen Analyse und Hingabe, Ablehnung und Akzeptanz, Distanz und Chaos, Enge und Freiheit, Eleganz und Takt, also ein Minuet of Manners.

(Auszug vom Saaltext von Daniel Baumann)

Die Ausstellung in der Kunsthalle Zürich inszeniert neuste Bilder und Skulpturen der 1991 in Italien geborenen und zur Zeit in Zürich lebenden Künstlerin.