Louis XIV Tanzt. Purgatorium Inferno. Rette Sich Wer Kann.
Jeff Wall, Dan Graham, Ruth Gross, Jens Ruhnau, Glen Branca, Paula Cansley
Gastkurator: Rüdiger Schöttle
Der Verein Kunsthalle Zürich eröffnet seine Ausstellungsreihe in den provisorischen Räumlichkeiten der Mühle Tiefenbrunnen mit einem visuellen Feuerwerk, das den Besucher in das Barockzeit – alter und wieder zurück in die Gegenwart führt. Inszenator dieser optischen Zeitmaschine ist der Münchner Rüdiger Schöttle. Er entfacht eine multimediale Schau, in der sich Projektionen auf Seidentücher und glasbesetzte Mauern, Draperien, er leuchtete Hinterglas fotografien, barocke Figuren, Werke der Künstler Dan Graham, Jeff Wall und Ruth Gross zusammen mit der Musik des ameri kanischen Komponi sten Glenn Branca zu ei nem viel schichtigen Traumspiel fügen. Eine transparente und spiegelnde Bilderwelt, in die der Besucher wie in eine vergessene Melodie eintaucht und dabei assoziativ den Ursprung der modernen Gesellschaften, unserer Sicht – , Erkenntnis - und Handels weisen erfährt .
Zweimal pro Woche werden Tänzer in der Choreographie von Paula Lansley mit szenischen Improvisationen durch die begehbare Installation geleiten. Das Ausstellungstableau, das geschichtliche Bild, und die lebenden, darstellenden Personen spiegeln sich dann so in ein ander, dass wesentliche Eigenschaften unseres gegenwärtigen gesellschaftlichen Daseins auf scheinen. "Schöttl es Inszenierung der Furie des Verschwindens liess erahnen, was wir Unerhörtes an uns selbst zu entdecken vermöchten, wenn wir diese unbekannte Wüste unserer Geschichte endlich zu durchqueren wagen", schrieb Bazon Brock anlässlich der Uraufführung in München.
Die Ausstellung zeigt eine Licht-, Bild- und Toninszenierung, die mit Bildern des Ertötens und Zerstückel ns das verlorene Bild einer ganzheitlichen, öffentlichen Kultur zum Drama unserer Gegenwart werden lässt.
"Sie befinden sich in einem Bild unseres Modernen Staates. Eine Hof gesellschaft taucht auf, ein Hoftheater, der Spiegelglanz eines Festsaals, ein Kino, das Publikum und die Skulpturen unseres Selbst. Man sieht Projektionen von dem was war, was ist und was sein könnte. Ein leuchten des Zwischenreich, ähnlich dem Schlaf, der uns die Kraft für das Tagwerk gibt. Ein nachgebildeter Traum, der Erinnern durch Vergessen hervorbringt. Man erinnert sich an Bilder, die das Leben bestimmen, an direkt oder indirekt erlebte Bilder. Sie gehören zu uns, da sie die Vorstellung sind, die unsere innere Welt durchziehen. Eine Vorstellung, die eine allgegenwärtige Helligkeit über uns ausschüttete und die Schatten zurückbehielt. Wie Schlemihl verloren wir das Bild der eigenen Dunkelheit. Wir wurden zu 0bjekten des schatten losen Sehens, zu einäugigen Kyklopen, deren Blick sich in einen zentralen Punkt wirft. Ein Punkt, der die gradlinige Bewegung in die Unendlichkeit zeigt. Dieser linearen Bewegung in eine allgegenwärtige Helligkeit entspringt unser erinnerungsloses Vergessen. Das Bild dieser Ausstellung will aber ein Erinnern im Vergessen hervorbringen, aus dem wir die Kraft und die Freiheit unseres lebendigen Seins schöpfen. "
(Rüdiger Schöttle zu seiner Ausstellung "Louis XIV tanzt")