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Didier Vermeiren

14.01.–12.03.1995

Für seine erste Einzelausstellung in der Schweiz hat der belgische Künstler Didier Vermeiren mehrere neue Skulpturen aus Gips (und Eisen) geschaffen, die er in präzise thematische Verbindungen setzt mit früher entstandenen Skulpturen, ebenso mit fotografischen Reflexionen über den Raum seiner Skulptur, die er mit einer an Brancusi erinnernden Insistenz unternimmt.

Didier Vermeiren, der Belgien an der nächsten Biennale Venedig vertreten wird, sucht in der Einschränkung seines künstlerischen Ansatzes ein Maximum an subtiler und zugleich kühner Vielfalt. Er hat nicht nur die Geschichte seiner Kunst im Blick, sie ständig fortsetzend, sondern allgemein die Geschichte der Plastik. Rigoros und still kreist sein Schaffen um die Gesetzlichkeiten der plastischen Gestaltung, um ihre Herstellung, Geschichte und Identität. Der Beginn seiner Kunst ist buchstäblich im Museum zu lokalisieren, wo er sich auf Sockel konzentrierte, die zur Präsentation ihm wesentlicher figürlicher Plastiken, vor allem von Rodin, dienen und materiell meist ein vom Werk unterschiedenes Element bilden.

Vermeirens Aneignungen dieser Unterbauten enthalten in sich die Erinnerung an die vormals getragenen Figurationen, indem sie sich sozusagen deren Substanz einverleiben, ihre Abwesenheit zu neuer körperlicher Anwesenheit wandeln. In ihrer Neubildung werden diese plastischen Körper autonom. Die Hommage setzt - fast gewalttätig - ein neues Fundament und elementares Vokabular frei, das sich sowohl der historischen Bedingtheit jedes skulpturalen Unterfangens als auch der Ortlosigkeit der modernen Skulptur seit der Ablösung vom Architekturkontext und Denkmal bewusst ist. Vermeiren zielt mit handwerklicher Bravour auf die Konfliktzone des Sockels, der von einer ganzen Künstlergeneration, insbesondere von den Vertretern der Minimal Art, als erhöhendes Medium abgelehnt worden ist.

Seine Werke schaffen ein labiles Gleichgewicht zwischen Kontinuität und Bruch mit der Tradition, eine Spannung, die ja schon bei Rodin manifest wurde. Sie entstehen in bewährten Gusstechniken, mehrheitlich in Gips, wobei neben den Abgüssen ihre Gussformen miteinbezogen werden. In “Bacchanale", 1994, bildet ein Positiv das Podest für ein Negativ, d. h. für seine Gussform, die sich armiert und rauh verputzt nach Aussen richtet und den Blick freigibt auf die für den Abguss glattgestrichenen Innenflächen. Hier veranschaulichen sich Wechselwirkungen von Positiv- und Negativraum, Innen und Aussen, Oben und Unten, haptischer Struktur und kühler Glätte, Oberfläche und Volumen, Gegenwart und Erinnerung, die sich in einem Monument finden, das nichts mehr mit gesellschaftlicher Repräsentation zu tun hat, seinen eigenen Ort gefunden hat. Feine Eisenlineaturen auf Rädern konstruieren wiederum - als ein weiteres Grundthema - karrenartige Gebilde, die als Gegenpart zur vorherrschenden Statik Bewegung suggerieren.

Presseinformationen

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