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Pflumm Seiler Stucki

20.01.–18.03.2001

Die künstlerischen Aktivitäten von Daniel Pflumm, Kerim Seiler und Sidney Stucki, drei Künstlern aus Deutschland und der Schweiz, bewegen sich zwischen Appropriationen der Medienwelt, repetitiven Techno-Rhythmen und der klassischen Formund Farbsprache von Malerei und Skulptur. Sidney Stucki und auch Daniel Pflumm produzieren elektronische Musik, gestalten Labels und bringen Elemente und Erfahrungen aus der Clubszene unmittelbar in den angestammten Ausstellungskontext ein. Von Kerim Seiler wiederum wird er durch installative Settings für Theater- und Tanzproduktionen erweitert. Gleitende Wechselspiele von Gebrauchsaesthetik und autonomer Abstraktion machen dabei tabulos die untrennbare Verquickung aller bildnerischen Botschaften deutlich.

Kaufen Sie sich ein T-Shirt, eine Schallplatte von "Elektro Music Department“, das Daniel Pflumm mit anderen ab 1994 entwickelte. Schauen Sie sich das 30-minütige Videotape "FreeCustomer.com" an, das in der Kunsthalle Zürich auf einem normalen Fernsehmonitor zu sehen ist, aber bildhaft in die Wand eingelassen ist. So pickt etwa das Reklame-Chicken zu Minimal Techno unentwegt unter dem Slogan "Think different" am Apple-Logo, erneuert den Appell in hypnotischer Insistenz. Auch abstrakte Leuchtkästen, die wie Tafelbilder an der Wand hängen, basieren auf Firmen-Logos, die von allen Werbebotschaften entschlackt sind. Sie erscheinen vertraut und fremd zugleich und vermitteln zwischen Reklamedesign, Jeff Wall und Hard Edge-Malerei.

Auch das Formvokabular von Kerim Seiler kann an die "Shaped canvas“ der 60er Jahre erinnern, das sich – unter anderem Blickwinkel – im installativen Zusammenhang blitzschnell zu schematisierten Alltagssujets wandelt. Die Ambivalenz von figurativer Bezeichnung und abstrakter Bildhaftigkeit, von Plastizität und Flächigkeit, prägt auch die zweizonige Rauminstallation in der Kunsthalle, die zwischen einem offenen, taghellen, und einem geschlossenen, dunklen Bereich vermittelt. Der Betrachter schwebt "zwischen Erkennbarem und Verwischtem. Gewohnte Formensprachen zeigen fragmentarisch Bekanntes, figurieren als Anküpfungspunkte zwischen der Erinnerung und der raum- und tiefenentledigten Darstellung." (Seiler)

Sidney Stucki sampelt und remixt nicht nur als DJ Sid in Clubs, für "Mental Groove Records" und Sound-Installationen, sondern auch in seinen reduzierten Wand- oder Bodenmalereien. Im Gegensatz zur abstrakten Autonomie seiner früheren Tafelbilder klingen Referenzen an grafisch-lineare Bildwelten an, deren Quellen aber stumm bleiben. Comicartige Blasenformen lösen frequenzartige Strukturen ab, die man leicht in den Tonbereich übertragen könnte und wie ausgefranste Price Codes oder Computer Blips aussehen. In der Kunsthalle legen sich gemalte "Bildfrequenzen" über ein nur leicht vom Bodenniveau abgehobenes, seitlich von Neonlicht gehöhtes Podest, das begehbar ist und unschwer als Dance Floor zu verstehen ist.