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Platzwechsel

03.06.–30.07.1995

Platzwechsel lautet der Titel der Ausstellung, die als Gemeinschaftsprojekt zum Platzspitz-Areal von Ursula Biemann - Tom Burr - Mark Dion und Christian Philipp Müller für die Kunsthalle Zürich erarbeitet wurde, wobei das Schweizerische Landesmuseum als weiterer Schauplatz miteinbezogen ist.

Drei Künstler und eine Künstlerin aus den USA und der Schweiz untersuchten methodisch analog, aber je unter anderen Gesichtspunkten das Platzspitz-Areal samt Landesmuseum als Modell eines öffentlichen Raumes. Er ist seit Jahrhunderten Ort verschiedenster und widersprüchlicher sozialer Bedürfnisse, so u.a. militärischer Exerzierplatz, spätbarocke Lustpromenade, die mit dem Bau des Bahnhofs stark beschnitten wurde, Schauplatz der 1. Schweiz. Landesausstellung, Drogenpark, aber auch Naturreservat inmitten aller Urbanität. Gewisse Transformationsideen blieben auf dem Papier; so existiert etwa aus dem Jahr 1979 eine Projektstudie vom Verkehrsverein zur Umwandlung des Areals in einen Vergnügungspark. Fokussiert dabei wurden insbesondere die Strategien der Inbesitznahme, des Ausgrenzens, des Platzwechsels. Neben mehr dokumentarisch ausgerichteten Bild-, Text- und Objektsammlungen, die die Geschichte sowohl der einzelnen künstlerischen Haltungen als auch dieses Platzes betreffen, entstanden im grossen Raum der Kunsthalle vier Installationen, die in freien Bezugnahmen von je anderen thematischen Aspekten der ortsspezifischen Auseinandersetzung ausgehen: von architektonischen Strukturen und ihren Funktionen (Müller), vom Park als Konstruktion eines natürlichen Ambientes (Burr), der Konfrontation des Landesmuseums als Hort nationaler Identität mit der heutigen sozialen Realität (Biemann), von der Zusammensetzung der Vogelwelt und ihren Lebensbedingungen auf gedrängtem Raum (Dion).

So visualisiert sich in der Gesamtheit der Manifestationen ein künstlerischer Ansatz, der die Kontextgebundenheit von Kunst betont, sie vor allem als Forschung nach gesellschaftlichen Zusammenhängen betrachtet und sich nicht im Atelier, sondern von Projekt zu Projekt formuliert. Dabei zieht er die Rolle der vermittelnden Institutionen kritisch mit ein, dies im Gegensatz zur ersten “site-specific" arbeitenden Künstlergeneration (z. B. Robert Smithson), die explizit ihren Aktionsradius in museumsferne Regionen verlegt hatte.

Ein Nebenschauplatz der Ausstellung bildet das im Stil einer mittelalterlichen Schlossanlage errichtete Landesmuseum, das ein ganz anderes Selbstverständnis hat als die in einer ehemaligen Industrieliegenschaft errichtete Kunsthalle. Kleinere Interventionen werden dort in den vier Türmchen der Trachtenabteilung und in der sogenannten “Loggia" unternommen, die - den Kontext nationaler Repräsentation im Rücken - eine panoramaartige Sicht auf das Parkareal bietet.