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Absalon

31.05.–03.08.1997

Der aus Israel stammende und in Frankreich arbeitende Künstler starb 1993 im Alter von erst 29 Jahren. Er schuf in wenigen Jahren ein Werk, das trotzdem kaum als Fragment, vielmehr als früh vollendet wirkt. Seine skulpturalen „Propositions d'habitation“ sind zwar konkrete Wohn- und Behausungsentwürfe, sind jedoch weniger den Zwängen von Nutzen und Gebrauch unterworfen als der bildnerischen Suche nach geistiger Disziplin und emotionaler Entschiedenheit.

Die Ausstellung konzentriert sich auf die Gruppe der „Zellen“, die in das Projekt der „Réalisations habitables“ mündeten. Es war Absalons Wille, im urbanen Kontext von 6 verschiedenen Städten auf das Allernötigste reduzierte Wohneinheiten aufzustellen, die er nach seinen Bedürfnissen konzipierte und dann periodisch bewohnen wollte. Erstmals ist nun die für Zürich ausgeführte „Cellule N° 2“ von 1993 an ihrer geplanten Destination zu sehen, im unmittelbaren Aussenraum der Kunsthalle. Dazu Absalon: „Die Volumen sind solcherart konstruiert, dass ich trotz ihrer relativ geringen Ausmasse nicht an einem Mangel an physischem Raum leiden werde. Durch ihre Beschaffenheit sind die Zellen eher mentale als physische Räume. Wie Spiegel meines Innern, werden sie mir vertraut sein. Die Zelle ist ein Mechanismus, der meine Bewegungen konditioniert. Mit der Zeit und Gewohnheit wird dieser Mechanismus mein Komfort sein.... Die sechs Häuser müssen in Konfrontation mit einem urbanen Raum in Städten, die mit meiner Aktivität verbunden sind, gebaut werden. Diese Konfrontation ist notwendig, weil diese Häuser nicht utopisch sind. Sie sind keine Lösungen für eine isolierung. Sie sind gemacht, um das Soziale zu leben.“

In der Kunsthalle sind neben zeichnerischen und fotografischen Dokumenten das gesamte Formvokabular der Zellen in Modellen zu sehen, im weiteren zwei Prototypen, die von einer Einzelperson real begehbar und aus weiss bemaltem Holz und Karton entstanden sind. Absalons monastische Zellen, alle in puristischem Weiss, sind durchaus mit modernistischen Lebens- und Wohnentwürfen, etwa des Bauhauses oder Mondrians, in Verbindung zu bringen, ihnen fehlt jedoch der absolute Anspruch, dadurch eine ideale Gesellschaft hervorzubringen: „Ich wende eine unglaubliche Energie auf, um etwas Neues und nicht etwas Besseres zu schaffen. Das Bessere ist nichts als ein Vorwand und dieser Optimismus steht mir nicht zu.“ Seine autarken Häuser sind Prototypen einer verdichteten Raum- und Selbsterprobung, die nomadische Lebensführung und Werkentwicklung koppeln; sie sind Ausdruck einer individuellen Ordnung und Einschränkung, die sich Absalon im Widerstand zum gesellschaftlichen Status Quo des Konsumismus selbst auferlegte. Der „Körper seiner Behausungen“ ist trotz geometrischen Standardisierungen so nahe an der eigenen Körpererfahrung konstruiert, dass beide sozusagen eine Einheit bilden. Dass Absalons Suche nach Stille und Klarheit von einer bis zur Schmerzgrenze reichenden Intensität war, davon zeugen ebenso seine Selbstinszenierungen auf Video, so etwa das repetitiv rhythmisierte Umsichschlagen in „Bataille“, wo nur Bewegungs- und Atemgeräusche zu hören sind.