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Speak, Lokal

04.03.–07.05.2017

Eröffnung: Freitag, 3. März 2017

Die Ausstellung Speak, Lokal interessiert sich dafür, wie Künstlerinnen und Künstler an verschiedenen Orten der Welt lokale Gegebenheiten untersuchen und thematisieren. Das begrenzte Lokale wird – scheinbar paradoxerweise – als Ort der Autonomie und der Befreiung wahrgenommen. Es dient als Raum für Aktivismus und «Archivismus» und als Ort, wo Skulptur, Fotografie, Film, Architektur und Zeichnung eine messbare Relevanz entwickeln. Im Lokalen ist Präzision gefragt, denn dort wissen alle alles besser. Es ist diese Präzision, welche Unterschiede sichtbar macht, Klarheit schafft und Widerstand ermöglicht. Leidenschaft wird so tragfähig und bringt Veränderung. Speak, Lokal ist somit ein optimistisches Vorhaben. Dabei verschliesst es sich nicht den Untiefen des Lokalen. Denn dieses grenzt ganz offensichtlich an Nationalismus, Provinzialismus und Kommerz – eine Nähe, wie sie exemplarisch von Slogans wie «Buy Local!» verkörpert wird. Nur ein kleiner Schritt trennt das Regionale von Heimat und Hurrapatriotismus. In Wahrheit gibt es das Lokale längst nicht mehr, es ist eine Sehnsuchtsformel und eine Fiktion – wenn auch eine sehr machtvolle. Sie ist die Antwort auf eine viel grössere, alles durchdringende Frage, nämlich die der Zugehörigkeit. Diese stellt sich heute mit grösster Vehemenz, und immer öfters wird darauf mit Rasse, Klasse, Religion und Nation geantwortet. Dem stellen die Künstlerinnen und Künstler ihre Sichtweisen und ihre je eigenen Sprachen entgegen, ob in Dhaka, New York, Dubai oder Zürich.

Mit Yuji Agematsu (New York), Sarnath Banerjee (Berlin/Delhi), FPBJPC (New York), Ramin Haerizadeh/Rokni Haerizadeh/Hesam Rahmanian (Dubai/Teheran), Chantal Kaufmann/Marc Hunziker/Rafal Skoczek (Zürich), Samsul Alam Helal (Dhaka), Nana Kipiani (Tbilisi), Maggie Lee (New York), Sally Schonfeldt (Zürich/Adelaide), Rafiqul Shuvo (Dhaka/Wien), Ramaya Tegegne (Genf), Theory Tuesdays / Philip Matesic (Zürich), Piotr Uklański (New York/Warschau), Shirin Yousefi (Lausanne/Teheran)

Diese Ausstellung wird grosszügig unterstützt von KADIST, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Georges und Jenny Bloch-Stiftung, Samdani Art Foundation, Stiftung Erna und Curt Burgauer, Hotel Castell, Zuoz

Yuji Agematsu

Was für manche Abfall ist, ist für den japanischen Künstler, Yuji Agematsu, ein «objet trouvé». Jahr für Jahr, Tag für Tag mit unglaublicher Hingabe und Sorgfalt sammelt Agematsu seit einer Ewigkeit Kleinkram auf den Strassen von New York. Kaugummis, Zigarettenstummel, Haare, Hühnerfüsse und andere Nebensächlichkeiten findet der Künstler auf seinen täglichen Expeditionen.
Seine Auswahl arrangiert und archiviert Agematsu wie Ikebana: So entsteht für jeden Tag im Jahr eine kleine Assemblage im Zellophanpapier von Zigarettenpackungen. Der Strassenfundus präsentiert sich in den winzigen Zellophan-Vitrinen wie dystopische Miniaturwelten oder kleine Aquarien ohne Leben.
Die Sammlungs-Patrouillen dokumentierte der Künstler mit Datum, Zeitangabe und einer Geländeskizze vom Fundort. Das ausgestellte Werk 01-01-2014–12-31-2014 (2014), zwischen Zwang, Faszination und Repetition, veranschaulicht Agematsus tägliche Arbeit des Sammelns, Dokumentieren und Archivierens im Jahr 2014. Das Kunstwerk ist ein Tagebuch – Agematsus persönliche Erinnerung an dieses Jahr.

Yuji Agematsu ist 1956 in Kanagawa, Japan geboren. Im Jahr 1980 zog er nach New York, wo er seither lebt und arbeitet.


Sarnath Banerjee

Sarnath Banerjee gilt in Indien als Erfinder der Graphic Novel, dem Roman in Comicform. Sein erstes Buch Corridor löste 2004 eine breite Begeisterung für das Genre in Indien aus. Nach einem Umzug nach Berlin in 2011 holte Banerjee die Hauptfigur Brighu Sen aus der Versenkung und schuf die 17-teilige Serie Enchanted Geographies, die 2013 von der weit verbreiteten englischsprachigen Tageszeitung The Hindu in Indien veröffentlicht wurde. Brighu Sen, indischen LeserInnen bereits aus Corridor bekannt, flaniert nun durch Berlin. Die Beobachtungen, die Brighu dabei macht, schwanken zwischen Alltagsbeobachtungen und persönlich konstruierten Erinnerungswelten. Dem Blick des Erzählers aus dem globalen Süden haftet ein umgekehrter Orientalismus an. Kochi, São Paolo, Almora oder Kinshasa werden zum Massstab, an dem sich Berlin messen muss. Der Künstler Banerjee untergräbt dadurch eine eurozentrische Rangordnung von Städten.

Sarnath Banerjee ist 1972 in Kalkutta in Indien geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.

FPBJPC

FPBJPC ist eine geheime Gesellschaft, ein Plattenlabel, eine Produktionseinheit und eine Struktur für Ausstellungen, Konzerte und Veröffentlichungen. Beteiligt sind Jonathan Gean, Peter Friel, Ben Schumacher, Eric Schmid, Mike Pollard und wahrscheinlich viele andere. FPBJPC kennt keinen Ort, auch wenn es angeblich in New York angesiedelt ist. Der Name FPBJPC richtet sich nach den Initialen derjenigen, mit welchen etwas entsteht sowie den damit verbundenen Sublabels: 0dx, WA, FQW, und Edition Erich Schmid. Der Name verlängert sich mit jedem neuen Projekt und niemand wird sich ihn je merken können. Wer auch immer sich unter dem Namen versammelt, immer wird einer dazwischen stehen. Für Speak, Lokal sind die neusten Produktionen zu sehen, eine Auswahl von LPs in zum Teil mit Früchten versehenen, gestempelten und gezeichneten Plattenhüllen. Letzthin veröffentlicht wurden: Ben Schumacher / Jonathan Gean – Australia Courier Africa Schnitzel, Mike Pollard and Michael Pollard – Piano Sonata After a Conversation With Jonathan Gean, Lauren Burns-Coady and Ben Schumacher, Eric Schmid – Music Music, FPBJPC – FPBJPC, Eric Schmid – Scheiße Musik, Eric Schmid – Noise Ethics, The FPBJPC Quintet – The FPBJPC Quintet, Peter Friel – Fish N Chips, Stella Schanbel: Work / Arbeit. Weitere Projekte in Planung sind: Ben Schumacher and Eric Schmid – Chicago Vienna Acid; Corey Cleary, Eric Schmid, Jonathan Gean, Mattea Landry, Peter Friel – House Music, Magic Weapon – EP, Paul Kont – Strohkoffer, Gerhard Lampersberg – Was Immer Auch Sei Berlin Bleibt Frei.

Rokni Haerizadeh, Ramin Haerizadeh, Hesam Rahmanian

Rokni Haerizadeh, Ramin Haerizadeh und Hesam Rahmanian arbeiten seit einigen Jahren zusammen. Vorgefundenes Material wird kopiert, zerschnitten, gespiegelt und geklebt. Figuren erhalten so zwei identische Gesichtshälften, oder doppelte Torsos und vier Beine. Zur Collage kommt die Malerei hinzu. Dadurch mutieren Menschen zu Tieren und Fabelwesen, oder verlieren ihre Köpfe. Die Collage bietet sich an für die Zusammenarbeit. Ein Künstler fängt mit der Bearbeitung einiger Blätter an und reicht sie an den nächsten weiter, der sie wiederum bearbeitet. So entstand auch der Film From Sea to Dawn (2017), der in der Kunsthalle Zürich zum ersten Mal gezeigt wird und all diese Elemente zusammenbringt. Auf Youtube gefundenes Filmmaterial von flüchtenden Menschen übers Mittelmeer und entlang der Balkanroute haben die Künstler Filmstill für Filmstill ausgedruckt und bearbeitet. Die daraus resultierenden Collagen wurden abschliessend zu einem Stop-Motion-Film zusammengesetzt.
Rokni Haerizadeh, Ramin Haerizadeh und Hesam Rahmanian stammen aus Teheran, wo sie auch lange lebten. Während einer Auslandsreise wurden sie von Freunden gewarnt, nicht mehr in den Iran zurück zu kehren. Die drei Künstler leben jetzt in Dubai im Exil. 2017 werden sie den Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate an der Biennale Venedig bespielen.

Marc Hunziker, Chantal Kaufmann, Rafal Skoczek

Die KünstlerInnen Marc Hunziker, Chantal Kaufmann und Rafal Skoczek setzen sich in ihren Arbeiten mit der Herstellung von Raum und Öffentlichkeit auseinander. Sie tun dies, indem sie versuchen, Räume zu schaffen, die hierarchische Strukturen untergraben. Ausgehend von der Idee der Hütte als regelfreier Raum, wo etwa Kinder und Jugendliche keiner Autorität folgen müssen, arbeiten auch die Künstler-Innen ständig mit der Emanzipation von Räumen. Dies beispielsweise in Form eines Baumhauses ohne Baum in Shindisi, einem Vorort von Tbilisi in Georgien. Oder im von ihnen selbstorganisierten Raum UP STATE im Zürcher Kochareal. Oder im Kellerraum der Kunsthalle Zürich, wo sie sich mit ihrem Wander-Projekt POOL eingenistet haben, um weitere Aktivitäten zu finanzieren. Für diese Ausstellung haben Hunziker, Kaufmann und Skoczek drei für sie zentrale Räume im Format von 1 : 2 nachgebaut: Das Lager von UP STATE, POOL und die Bar der Kunsthalle Zürich im Untergeschoss des Löwenbräu-Areals. Hier sind es nur Platzhalter, die auf ein existierendes Netzwerk verweisen. Gleichzeitig sind es Hüllen, die vorführen, was Räume wirklich auszeichnen: die Belebung.

Marc Hunziker (1989, Zürich), Chantal Kaufmann (1984, Greppen) und Rafal Skoczek (1989, Bystrzyca Klodzka) leben und arbeiten in Zürich.

Samsul Alam Helal

Samsul Alam Helal lebt als Fotograf in Dhaka, Bangladesch. In seiner Arbeit verschiebt er die Realität in andere Räume, nicht damit sie zur Fiktion wird, sondern um sie sichtbar zu machen. In Open Stage (2015) porträtierte er Mitglieder der Dalit Gemeinschaft im Quartier des alten Dhaka. Als Strassenwischer, Aussenseiter und Menschen einer unteren Kaste sind sie allgegenwärtig und gleichzeitig unsichtbar. In Hijra (2011) dokumentierte Helal die Gemeinschaft der Transgender im Shyampur Slum in Dhaka. Für Speak, Lokal entstand Runaway Lovers (2016), in dessen
Zentrum die interreligiöse Heirat steht. In Bangladesch müssen Menschen mit unterschiedlicher Religion nach bestimmten Gesetzen heiraten. Diese Paare werden von Morddrohungen verfolgt, sind grossen Anfeindungen und Ehrenmorden ausgesetzt oder begehen manchmal Selbstmord. Dem widersetzen sie sich mit Mut und Liebe und sind deshalb ein Vorbild für die ganze Gesellschaft.
Samsul Alam Helal, 1985 in Dhaka geboren, lebt und arbeitet in Dhaka, Bangladesch.

Die Produktion der Fotografien von Samsul Alam Helal wurde unterstützt von der Samdani Art Foundation und TRICOLOR Bild Produktion, Zürich.

Nana Kipiani

Nana Kipiani ist eine bedeutende georgische Kunsthistorikerin, Professorin und Aktivistin. Sie gehört zu den führenden Kennerinnen des Georgischen Modernismus und ist zusammen mit anderen Kunstschaffenden und Kunsthistorikerinnen Teil der georgischen NGO Arts International Research Laboratory (AIRL). Für Speak, Lokal verfasste Kipiani den ausschweifenden Essay JOurneYing dOnkEy zur Figur des Esels. Dieser erhält je nach Zeit, Raum und Kultur ganz unterschiedliche Bedeutungen und Bewertungen. «Der Esel gehorcht keinen logischen etablierten Strukturen» (Kipiani). Mehr als uns lieb ist, erwischt der Esel uns auf dem falschen Fuss, und existiert nur als lokale Einheit, weltweit.

Nana Kipiani lebt und arbeitet in Tiflis, Georgien.

Maggie Lee

Der Film Mommy (2015) ist eine Hommage der Künstlerin an ihre verstorbene Mutter. Es ist die eindrückliche Geschichte ihrer Mutter und die ihrer eigenen Jugend. Mommy handelt von bedingungsloser Mutterliebe, und jugendlichem Leichtsinn, und von Schuld, Trauer und Kummer. Im Film enthüllt die Künstlerin persönliche Momente ihrer Jugend und zeigt süsse Details aus der Vergangenheit. Der Film gibt Einblicke in das Erwachsenwerden einer asiatischen Amerikanerin. Mommy ist ein Essayfilm, bei dem die Sprache nicht überhand nimmt. Video, Text, Sound, Animation und Grafik werden von Maggie Lee montageartig zusammengeschnitten und ungeniert kombiniert. Je nachdem, was die Künstlerin sagen möchte, adaptiert sie das passende Medium und spielt mit den unterschiedlichen Formen. Mommy ist zugleich Dokumentation und Kunstfilm, Realität und Projektion. Gezeigt wird Mommy in einer Umgebung, die die Künstlerin speziell für Speak, Lokal geschaffen hat.

Maggie Lee, deren Eltern beide aus Taiwan emigrierten, ist 1987 im Bundesstaat New Jersey geboren. Sie lebt und arbeitet in New York.


Sally Schonfeldt

Sally Schonfeldt erforscht in ihren Arbeiten wie Wissen produziert und verankert wird. Sie fragt nach, wer über Geschichte und Erinnerung bestimmt. Dadurch fordert sie immer wieder die eurozentrische Geschichtsschreibung heraus. Ihre Recherchen präsentiert Schonfeldt in sogenannten Lecture Performances oder Displays, in denen das gewonnene Wissen weitergegeben wird. Die hier gezeigte Arbeit ist eine Fortführung ihres Projekts The Struggle Within the Struggle, das sie 2015 im Ausstellungsraum UP STATE zeigte. In dieser als offenes Archiv angelegten Arbeit beschäftigt sich Schonfeldt mit den Geschichten und Anstrengungen von Frauen innerhalb der revolutionären Protestbewegungen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert in Zürich. Da sind die Akteurinnen des sogenannten Fritschi-Zirkels, ein Kreis russischer Studentinnen in Zürich um 1870, die sich zunehmend politisierten und später die russische Revolution mit prägen sollten. Da ist Andrea Stauffacher, eine prägende Vertreterin der 1968er-Generation und des Revolutionären Aufbaus in Zürich, oder der kurdische Beritan Frauenverein Zürich, dessen Mitglieder die Repression von Kurdinnen und Kurden anprangern und internationale Solidarität fordern.

Sally Schonfeldt wurde 1983 in Adelaide, Australien geboren. Sie lebt und arbeitet in Zürich. Der Beitrag von Sally Schonfeldt wird unterstützt durch die Stiftung Curt und Erna Burgauer.

Rafiqul Shuvo

Rafiqul Shuvo begann seine Karriere als Cricket Spieler, bevor er sich zum Bildhauer ausbilden liess, mit Malerei experimentierte, Filme drehte, fotografierte, zeichnete und als führendes Mitglied der Künstlergruppe OGCJM (Only God Can Judge Me) die junge Kunstszene in Dhaka, Bangladesch, aufmischte. Im Rahmen von Speak, Lokal zeigen wir elf seiner Filme aus 2014 auf elf Monitoren. Jeder Film erscheint zuerst als experimentelle Dokumentation von Lebenslandschaften in Dhaka. In der Anhäufung, wie jetzt in der Kunsthalle Zürich, wird ersichtlich, dass es um etwas anderes geht. Was wir als Abbild von Welt verstehen, sind vielmehr abstrakte Kompositionen mit den Mitteln des Filmes, zweidimensionale Skulpturen aus Kameraeinstellungen, Zeichnungen mit Bildern und Malerei ohne Leinwand. Es sind Denkfiguren und Denklandschaften, die sich formen und wieder verlieren. In diesem Sinne funktioniert auch die für Speak, Lokal geschaffene Skulptur aus Holzplatten und Holzstangen: So-So sits on the park bench and observes the trees blowing in the breeze, at peace (2017) ist wie ein Gedanke, der sich auf dem Weg der Klärung seines Denkens selbst denkt.

Rafiqul Shuvo, 1982 in Dhaka, Bangladesh geboren, lebt und arbeitet zurzeit in Wien. Unterstützt durch die Samdani Art Foundation.

Ramaya Tegegne

Ramaya Tegegne recherchiert in ihrer Arbeit künstlerische Gruppen und die Umstände, in denen sie leben und arbeiten. Mit einer ethnografischen Vorgehensweise beobachtet Tegegne Milieus und infiltriert sich in Netzwerke, um sie später in Texten, Visual Essays und Performances zu beschreiben. Dabei spielt insbesondere das Sichtbarmachen von Mechanismen in der Kunstwelt eine grosse Rolle: So erforscht sie in der seit 2014 laufenden Reihe Bzzz Bzzz Bzzz das Phänomen von Klatsch als informelles Kommunikationsmittel, durch das Werte und Überzeugungen verhandelt werden. In wages for, wages against (2017) fordert Tegegne einmal mehr Transparenz und fragt nach dem Gegenwert der künstlerischen Arbeit. Wie viel verdienen KünstlerInnen für das Ausstellen ihrer Werke in einer Institution? Eine Sammlung von Gesprächen mit verschiedenen Kunstschaffenden, unter anderem auch von Speak, Lokal, geht dieser Frage nach und liegt als Publikation zur freien Mitnahme an der Kasse bereit.

Ramaya Tegegne wurde 1985 in Genf geboren und lebt heute in Genf. Sie war Co-Direktorin des Kunstraums Forde in Genf und betreibt mit Géraldine Beck und Tiphanie Blanc den Buchladen Oraibi + Beckbooks.

Theory Tuesdays / Philip Matesic

Während der Ausstellung Speak, Lokal wird Philip Matesic neun Theory Tuesdays an der Kunsthalle Zürich abhalten. Theory Tuesdays ist eine nicht-akademische Plattform für Theorie-Diskussionen, die Philip Matesic 2009 ins Leben gerufen hat. Teilnehmerinnen und Teilnehmer lesen im Vorfeld jeweils einen Text zu Kunst, Design, Sprache, Kultur oder kritischer Theorie, der anschliessend gemeinsam diskutiert wird. Mit dem Slogan «Each One, Teach One» basiert Theory Tuesdays auf der Annahme, dass jede Person etwas zu einer Sitzung beisteuern kann. Jede Sitzung wird von jemandem anderem geleitet. Diese Person wählt den Text aus, der besprochen wird und führt ihn ein. Die folgenden Diskussionen sind eine Mischung aus Wissensweitergabe und Meinungsaustausch, Kritik und Spiel. Da es sich um keine geschlossene Lesegruppe handelt und sich die Texte jede Woche ändern, gibt es jede Woche wieder Gelegenheit dazu, an einem Theory Tuesdays teilzunehmen, ohne sich weiter zu verpflichten. Die Sitzungen finden immer am Dienstag um 20 Uhr statt, entweder auf Englisch oder Deutsch – je nachdem wer den jeweiligen Theory Tuesdays leitet.

Eine Teilnahme am Theory Tuesdays ist ohne Anmeldung möglich. Die Texte werden als PDF auf dieser Website zur Verfügung gestellt: www.theorytuesdays.com Theory Tuesdays in der Kunsthalle Zürich finden statt vom 4. März bis zum 7. Mai 2017, jeweils Dienstags um 20 Uhr.


Piotr Uklański

Piotr Uklański eignet sich selbstbewusst Sprachen der Kunst an, wie zum Beispiel Innenarchitektur, Textilkunst, folkloristische Abstraktion oder, wie in der hier gezeigten, Serie, die Amateurfotografie. Was auf den ersten Blick wie eine Stilübung aussieht, widerspiegelt in Wahrheit komplexe, widersprüchliche und manchmal erschütternde Realitäten. Mit der Sprache der Amateurfotografie zeichnet der Künstler in Now We Can Give You But Memory (2015–2016) ein Porträt seines Heimatlands Polens zwischen Nationalismus, Nostalgie und Romantik. So entsteht ein wunderschönes und zugleich unheimliches Panorama. Denn nicht nur was die Bilder zeigen, sondern was
sie widerspiegeln, wirkt verstörend. Wir sind mit einer verführerischen Sinnlichkeit konfrontiert, stellen dann aber fest, dass es dieselbe Sprache ist, welche heute off- und online Patriotismus, Rassismus und Sexismus wieder salonfähig macht.

Piotr Uklański, 1968 in Warschau geboren, lebt und arbeitet in New York.

Shirin Yousefi

Shirin Yousefi präsentiert konstruierte Erinnerungen an eine Reise durch die kurdischen Regionen zwischen dem Iran, der Türkei, Syrien und dem unabhängigen Kurdistan. Das Werk besteht aus etwas, das an keiner Grenze halt macht: Geräusche und Gerüche. Die Tonaufnahmen sind drei Arten von Ululationen. Diese langgezogenen, schrillen Gesänge werden im Nahen Osten vor allem von Frauen bei speziellen Anlässen wie Hochzeiten oder Beerdigungen angestimmt. Die Ululation kann aber auch als eine Art Code verstanden werden. In umkämpften Gegenden melden kurdische Kämpferinnen so ihre Siege oder einen Tod. Neben den Tonaufnahmen sind auch die Gerüche, die in der Ausstellung unterschiedlich dominant auftauchen, eine Referenz an Kurdistan. Shirin Yousefi hat zusammen mit dem Zürcher Parfümeur Andreas Wilhelm fünf Düfte entwickelt, die sich mit ihrer Erinnerung an die kurdische Landschaft decken und die Gerüche von Moos, Staub und Metall in die Ausstellung holen. Mit ihrem Projekt The Tales of the Cortex (2017) bezieht sich Yousefi auf einen geopolitischen Ort, dessen Grenzen wechselhaft sind und dessen Geräusche und Gerüche ebenso einprägsam wie flüchtig sind.

Shirin Yousefi wurde 1986 in Teheran im Iran geboren. Sie lebt und arbeitet in Servion, in der Nähe von Lausanne. Shirin Yousefi ist Preisträgerin des diesjährigen «KADIST – Kunsthalle Zürich Production Award».

Speak, Lokal wird von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm begleitet. Jeden Dienstagabend findet um 20h Theory Tuesdays statt, um theoretische Texte gemeinsam zu diskutieren. Freier Eintritt, keine Anmeldung erforderlich, der jeweilige Text wird eine Woche zuvor hier hochgeladen. Jeden Donnerstagabend gibt es Führungen und weitere Aktivitäten (Performances, Bars, Talks) werden fortlaufend auf unserem Veranstaltungskalender bekannt gemacht. Abonnieren Sie unseren Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben!

Zur Eröffnung am 3. März ist Gasthaus / Maya Minder zu Gast in der Kunsthalle Zürich!

Diese Ausstellung wird grosszügig unterstützt von

KADIST

Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung

Georges und Jenny Bloch-Stiftung

Samdani Art Foundation

Stiftung Erna und Curt Burgauer

Hotel Castell, Zuoz

Presseinformationen

Für Bildanfragen, Informationen zum Ausstellungsprogramm und Interviews kontaktieren Sie bitte Aoife Rosenmeyer: presse [​at​] kunsthallezurich.ch oder +41 (0)44 272 15 15
Agenda
März
Fr 03.03.
18:00–21:00
Opening: Speak, Lokal
Do 09.03.
17:00–20:00
Lokal, Speak
So 12.03.
15:00–17:00
Family-Workshop
Do 16.03.
18:30–19:30
Rundgang / guided tour
Do 23.03.
17:00–20:00
Lokal, Speak
Do 23.03.
19:00
POOL: Talk & Concert
Do 30.03.
18:30–19:30
Rundgang / guided tour
April
So 02.04.
15:00–17:00
Family-Workshop
Do 06.04.
22:00
POOL: Concert
Do 20.04.
18:30–19:30
Rundgang / guided tour
So 23.04.
15:00–17:00
Family-Workshop
Do 27.04.
20:00
Speaking about Local
Mai