This Week in Zürich informiert Sie über Ausstellungen und Veranstaltungen, die Sie nicht verpassen sollten. Diese Woche empfehlen wir einen Besuch der Ausstellung ARBEIT. Fotografien 1860 – 2015 im Landesmuseum.
An die Arbeit und hinein ins Landesmuseum Zürich. Dieses irritierende Märchenschloss, das bereits zu seiner Entstehungszeit um 1900 umstritten war – der Architekt Gustav Gull kombinierte verschiedene historische Baustile und verstreute eine Handvoll Türmchen darauf – wird zur Zeit umgebaut. 2016 soll das Gebäude in der Gegenwart ankommen; mit einem versöhnlichen, zeitgenössischen Anbau durch die Architekten Christ & Gantenbein. Durch den Umbau sind Teile des Museums zeitweise als Ausstellungsfläche weggefallen und durch einen temporären Pavillon im Innenhof ersetzt worden.
Im Pavillon befindet auch die Ausstellung ARBEIT. Fotografien 1860-2015. Das sind zunächst Fotografien von Menschen bei der Arbeit. Essayistisch angelegt tangiert die Ausstellung verschiedene Aspekte wie das Verschwinden einzelner Berufe, den Kampf um Arbeit und Freizeit, oder die Veränderung der technischen Voraussetzungen für bestimmte Berufe. Im Kapitel Arbeitsmigration wird nur die Immigration thematisiert; dass über Jahrhunderte Schweizerinnen und Schweizer ins Ausland gingen um Arbeit zu finden, bleibt leider unreflektiert. In einem Nebenraum werden Bilder von zeitgenössischen Fotografinnen und Fotografen gezeigt. Barbara Davatz, Jean-Luc Cramatte, Geiorgio von Arb und Andri Pol zeigen hier Auszüge aus ihren Serien zum Thema.
Die Ausstellung ist wirklich schön gemacht. Deshalb muss man sie sich aber nicht anschauen gehen. Der Besuch lohnt sich wegen den Fragen, die die Schau aufwirft. Diese sind zum Teil persönlicher Art, in etwa: Welche Berufe haben meine Grosseltern ausgeübt, welchen meine Eltern? Hatte das einen Einfluss darauf welchen Beruf ich gewählt habe? Es sind gesellschaftliche Fragen, wie: Welche Berufe haben Frauen, welche Berufe haben Männer? Warum wurde hier so lange unterschieden? Warum unterscheidet man hier noch immer? (Machen wir uns nichts vor!) Und es sind philosophische Fragen, wie diese: Welchen Wert hat Arbeit?
Die Ausstellung ARBEIT könnte man als eine Art Auftakt zur Manifesta 11 betrachten, die nächstes Jahr in Zürich stattfinden wird. Unter dem Titel "What People Do For Money. Some Joint Ventures" stellt der Kurator Christian Jankowski nämlich genau den Themenkomplex ins Zentrum der internationalen Kunstausstellung. Eine Zusammenarbeit zwischen Manifesta und Landesmuseum ist die Ausstellung aber nicht; und die Podiumsveranstaltung, in der Jankowski im Rahmen der Ausstellung über sein Projekt hätte berichten sollen wurde leider kurzfristig abgesagt.
Die Ausstellung ARBEIT. Fotografien 1860 - 2015 ist noch bis zum 3. Januar 2016 im Landesmuseum Zürich zu sehen.
